Am 30. Januar 2012 startete Guido Maria Kretschmer mit „Shopping Queen“. Zehn Jahre später lüftet der Designer im Interview mit t-online die letzten Geheimnisse der Erfolgsshow.
„Shopping Queen“ ist aus dem deutschen TV wohl genauso wenig wegzudenken wie die „Tagesschau“, „Tatort“ oder „Titel, Thesen, Temperamente“. Auf den Tag genau zehn Jahre ist es her, dass Guido Maria Kretschmer zum ersten Mal fünf Damen mit einem Motto und einem Budget von 500 Euro in einer Stadt losschickte, um den perfekten Look zu kreieren.
t-online hat mit dem Designer gesprochen und ihm die letzten Geheimnisse zur Sendung entlockt. Wer entwickelt die Mottos? Wie lange dreht er? Was passiert nach dem Finale? Wie kam er an den Job? Dabei erklärt er auch, warum er nach einem Dreh in einem Leipziger Freudenhaus landete.
t-online: Das Format „Shopping Queen“ war vor zehn Jahren neu. Können Sie sich noch daran erinnern, als die Anfrage reinkam?
Guido Maria Kretschmer: Es gab immer mal wieder TV-Anfragen. Aber da war nichts bei, was ich wirklich machen wollte. Dann kam das Angebot für „Shopping Queen“. Ich war bei meinen Eltern, als ich dieses erhielt, habe meiner Mutter davon erzählt und sie meinte sofort: „Guido, dein ganzes Leben hast du nichts anderes gemacht. Das ist dein Ding!“
War es Ihr Ding?
Ich hoffe doch! Ich kenne mich gut mit Mode aus, ich habe eigentlich zu allem eine Meinung und ich habe Interesse an Menschen. Ich war sofort Feuer und Flamme dafür und bin dann zur Produktion gefahren. Was ich nicht wusste, war, dass das ein Casting war.
Guido Maria Kretschmer hat sich kaum verändert: So sah der Designer 2012 bei einer seiner Modenschauen aus. (Quelle: Gareth Cattermole/Getty Images)
Wer stand denn noch zur Auswahl?
Viel später hat man mir mal erzählt, dass Manuel Cortez auch im Gespräch war.
Der hat doch mal bei „Promi Shopping Queen“ als Kandidat mitgemacht.
Ja, und zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass er auch für das Format angefragt wurde (lacht). Das kam später durch einen Zufall heraus, als mich darauf jemand einfach ansprach und mir die alte Castingliste zeigte.
Die Mottos, die die Kandidatinnen am Anfang jeder Woche erhalten – denken Sie sich die immer aus?
Es gibt drei Möglichkeiten. Erstens: Mein Team bereitet was vor und ich sage dazu Ja oder Nein. Zweitens: Das Team hat was und ich ändere ein wenig nach meinem Geschmack ab. Drittens – und meistens: Ich habe ein Wunschmotto.
Kann der Zuschauer erkennen, was vom Team und was von Guido Maria Kretschmer stammt?
Differenzierte Mode-Mottos kommen meist von mir. Ich bin aber immer in die Entwicklung des Wochenmottos involviert. Mir ist wichtig, dass ein Motto in die aktuelle Zeit und zu den aktuellen Trends passt.
Warum?
Ich verstehe uns als Modesendung und da geben wir gerne Hilfe zur Selbsthilfe (lacht). Gleichzeitig finde ich klassische Modethemen sehr schön, wenn es darum geht, was man auf einer Hochzeit, zu einem Bewerbungsgespräch oder anderen Anlässen des Alltags trägt.
Die Kandidatinnen können vier Stunden shoppen. Wie viel davon schauen Sie sich an, um Ihre Kommentare einzusprechen?
Ich sehe und kommentiere viel mehr, als Sie im Fernsehen sehen. Wenn ich irgendwann aufhören sollte, dann hat der Sender noch Material für 40 Jahre „Shopping Queen“ von mir (lacht). Ich drehe pro Kandidatin im Schnitt drei Stunden.
Das ist ein Pensum.
Ich habe wirklich lange Drehtage. Manchmal mache ich den Tag über nichts anderes. Ich komme morgens um acht in meine Greenbox und fange an zu kommentieren. Zwischendurch gibt es eine Pause, dann wird weitergedreht und abends kommen die Kandidatinnen zu mir und führen mir im Finale ihre Looks vor.
Wie lange bleiben Sie und die Damen beim Finale zusammen?
Das hängt auch davon ab, wie lang die Anreise der Frauen ist. Ich nehme mir immer die Zeit, um mit den Frauen zu reden. Durch Corona ist es aber leider nicht so wie früher.
Inwiefern äußert sich das?
Man kann sich nicht mehr so nahekommen. Früher ist man sich in die Arme gefallen, hat sich gedrückt, fast schon mit Zunge geküsst (lacht). Die Frauen reisten manchmal sogar samt Familie an. Da waren dann alle dabei und die Tanten wollten noch ein Foto machen.
Man konnte Sie früher also hautnah erleben.
Als wir noch in die Städte der Kandidatinnen gefahren sind, war da richtig was los. Manchmal sind wir nach dem Dreh noch weitergezogen und irgendwo versackt.
Da sind doch sicher skurrile Dinge passiert. Verraten Sie mir bitte etwas von diesen Abenden.
In Leipzig etwa ging es später noch mit einer ehemaligen Prostituierten in ihren Laden und dann kamen da die ganzen Mädels an. Die haben sich alle gefreut. Das war schon süß.
Da gibt es doch noch mehr.
Es hat auch schon zwischen einem „Shopping Queen“-Mitarbeiter und einer Kandidatin gefunkt. Etwas Ähnliches war auch schon einmal Scheidungsgrund … (lacht)
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Haben Sie zu einigen ehemaligen Kandidatinnen noch Kontakt?
Zu sehr vielen! Mit einigen Frauen bin ich wirklich eng befreundet mittlerweile. Von einer anderen Kandidatin ist der Mann mein Anwalt geworden. Ich habe eine Mädchengruppe auf Sylt, eine in Baden-Baden, eine in Wiesbaden. Es haben bisher schon 2.142 Menschen bei „Shopping Queen“ mitgemacht und irgendwie schweißt das einen auch zusammen. Wir sind fast schon eine Familie.
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