- Die Netflix-Produktion „München – Im Angesicht des Krieges“ läuft seit dem 6. Januar in ausgewählten Kinos und ist ab dem 21. Januar auf Netflix abrufbar.
- George MacKay spielt eine der Hauptrollen in dem aufwendigen Politthriller.
- Im Interview mit unserer Redaktion spricht der Engländer über den Film, die deutsch-britische Zusammenarbeit und die Herausforderung, historische Figuren zu spielen.
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Die Rolle des Lance Corporal William Schofield im Kriegsfilm „1917“ machte George MacKay weltbekannt. Nun hat der 29-jährige Brite erneut eine Rolle in einem historischen Film übernommen.
In der aufwendigen und starbesetzten Netflix-Produktion „München – Im Angesicht des Krieges“ spielt MacKay den fiktiven Beamten Hugh Legat, der den englischen Premierminister Neville Chamberlain (Jeremy Irons) im Jahr 1938 nach München begleitet, um mit Adolf Hitler (Ulrich Matthes) über die Abtretung des Sudentenlandes zu verhandeln.
George MacKay, in „München – Im Angesicht des Krieges“ sprechen Sie in einer Szene sehr gut deutsch. Konnten Sie vorher schon Deutsch oder haben Sie es extra für den Film gelernt?
George MacKay: Wie geht es dir? (MacKay spricht deutsch, wechselt dann wieder ins Englische) Vielen Dank, das ist das Beste, was Sie als Muttersprachler sagen können. Um ehrlich zu sein, habe ich nur sehr dürftige Grundkenntnisse. Ich habe in den Wochen zuvor mit einem wunderbaren Sprachtrainer geübt, um mich auf die Szene mit Jannis Niewöhner vorzubereiten. Dabei habe ich gelernt, einige Wörter zu verstehen und konnte die deutsche mit der englischen Grammatik vergleichen. Das war faszinierend und hat Spaß gemacht.
In dem Film sind die deutschen Rollen ausschließlich mit deutschen Schauspielern besetzt, es wird in der Originalfassung sehr viel deutsch gesprochen. Vor allem im englischsprachigen Raum sind es die Menschen nicht gewohnt, Untertitel zu lesen. Denken Sie, das wird funktionieren?
Ich hoffe es! Es ist eine Besonderheit des Films, dass er zweisprachig ist. Die Welt ist globalisiert und zusammengerückt, die Menschen reisen um die Welt. Ich liebe es, dass das Kino das widerspiegelt, ohne eine große Sache daraus zu machen. „München – Im Angesicht des Krieges“ ist kein britischer Film, es ist kein deutscher Film. Es ist ein internationaler Film. Ich liebe die Dialoge und hoffe, dass es funktioniert. Ich hoffe, dass immer mehr Filme auf diese Weise erzählt werden.
Sie spielen den fiktiven britischen Regierungsbeamten Hugh Legat, der unter großem Druck steht. Was für ein Typ ist er?
Er hat einen brillanten Verstand. Gleichzeitig hat er Angst, die Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen. Er spürt, dass er die Fähigkeiten hat, alles zu erreichen, was er im Leben und in seiner Arbeit erreichen will. Gleichzeitig fehlt ihm das Selbstbewusstsein, weshalb er sich manchmal hinter seinem Intellekt und den Anforderungen seines Berufs versteckt. Ich möchte auf die Szene zurückkommen, in der ich als Hugh Deutsch spreche… Es gibt so viele Möglichkeiten, etwas auf Deutsch anders zu sagen als auf Englisch. Die Möglichkeit, etwas nicht direkt anzusprechen, sondern darum herumzureden, würde Hugh sicher gefallen. Er ist ein sehr schlauer Mann, aber nicht unbedingt selbstbewusst.
Ihre Rolle als Lance Corporal William Schofield in dem tempo- und actionreichen Kriegsfilm „1917“ hat Sie international bekannt gemacht. Wie sehr unterscheidet sich eine solche Rolle von der Arbeit in einem Politdrama wie „München – Im Angesicht des Krieges“?
In „1917“ wurde vieles auf physische Weise erzählt, in „München – Im Angesicht des Krieges“ geht es mehr um den Intellekt. Mit dem deutschen Diplomaten Paul von Hartmann (Niewöhner) gibt es eine Person, die etwas verändern möchte und deshalb viel riskiert. Und dann ist da Hugh, der an seinen Platz im System glaubt. Ich mag an dem Film, dass es um Ideale geht. Und wie diese Ideale uns Strukturen geben, aber auch kontrollieren können.
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Jannis Niewöhner spielt Paul von Hartmann, der ein alter Freund, aber auch der Gegenpart von Hugh ist. Ihr Zusammenspiel funktioniert gut, die Chemie zwischen Ihnen beiden scheint zu stimmen?
Absolut! Jannis und ich sind bei den Dreharbeiten Freunde geworden. Es war wirklich eine Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten. Als Mensch und Schauspieler, er ist einfach ein toller Kerl. Er hat mich bei meiner Drehzeit in Deutschland willkommen geheißen. Es war eine Freude, mit ihm zusammen den Film zu drehen.
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von Anika Richter
Wie war die Zusammenarbeit mit dem deutschen Regisseur Christian Schwochow?
Er ist brillant, bringt so viel Energie in seine Arbeit ein und inspiriert damit alle. Gleichzeitig ist er sehr offen und lässt dir Freiheiten als Schauspieler. Als deutscher Regisseur ist sein Blick auf die deutsche Identität natürlich sehr wichtig, um die Geschichte zu erzählen.
Was wussten Sie über das „Münchner Abkommen“, bevor Sie sich auf den Film vorbereitet haben?
Sehr wenig, um ehrlich zu sein. Ich kannte die Bilder von Neville Chamberlain, der mit den von Hitler unterschriebenen Dokumenten nach Hause kam, in denen sich dieser zum Frieden mit Großbritannien und Europa verpflichtete. Darüber hinaus wusste ich aber nicht viel.
Haben Sie das Buch „München“ von Robert Harris, auf dem der Film basiert, gelesen und historische Dokumentationen angeschaut?
Ich habe beides gemacht. Wir hatten auch eine wunderbare Webseite, die vom Produktionsteam zusammengestellt wurde und die zu Bildern und Texten über die damalige Zeit weiterleitete. So etwas habe ich vorher noch nie gesehen. Man konnte die historischen Personen anklicken und wurde dann weitergeleitet, um Informationen über ihr Leben und ihre Geschichte zu erhalten. Das hat enorm geholfen, um den historischen Kontext zu verstehen.
Wenn man historische Bilder betrachtet, sieht der echte Premierminister Neville Chamberlain fast genauso aus wie Jeremy Irons im Film.
Wie Jeremy Neville Chamberlain verkörpert, ist großartig. Seine Darstellung ist sehr detailreich und akkurat und trotzdem bringt er seine eigenen Seiten in die Rolle mit ein. Es war großartig, Jeremy dabei zuzuschauen.
Ist es einfacher, eine historische Person oder eine fiktive Figur zu spielen?
Ich denke, das kommt ganz darauf an. Wenn man eine fiktive Figur spielt, kann man sich selbst in der Rolle erfinden. Wenn man eine historische Person spielt, kann man dies bis zu einem gewissen Grad auch tun, muss aber auch die historischen Vorgaben beachten und was über die Person bekannt ist. Ich denke, es hängt von dem einzelnen Schauspieler ab, was man lieber mag.
Der deutsche Schauspieler Ulrich Matthes hat in „München – Im Angesicht des Krieges“ die Rolle von Adolf Hitler übernommen. Ist das eine der schwierigsten Aufgaben für einen Schauspieler überhaupt?
Das ist ein unglaublich schwerer Job. Hitler ist vermutlich eine der bekanntesten Personen weltweit überhaupt. Natürlich muss man sich in eine Rolle hineinfühlen, das kann bei einer solchen Person mit solchen Ideen sehr unangenehm sein. Aber Ulrich macht das großartig mit seiner Gestik und vor allem seiner Stimme. Abgesehen von seinen fürchterlichen Taten war Hitler ein unglaublich guter Redner. Das hat Ulrich sehr gut hinbekommen.
Sie haben im Herbst 2020 in München gedreht. Wie war es, die Stadt zurück ins Jahr 1938 zu versetzen?
Ich war noch nie zuvor in München, deshalb war es sehr schön, dorthin zu reisen. Der Führerbau ist heute eine Hochschule für Musik und Theater. Zwischen diesen Wänden zu sein, über die Treppenstufen zu laufen und darüber nachzudenken, was dort alles passiert ist, war außergewöhnlich.
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Knapp 80 Jahre nach dem Krieg drehen Deutsche und Engländer gemeinsam einen Film. Würden Sie „München – im Angesicht des Krieges“ auch als Warnung verstehen, dass Länder weltweit mehr und besser miteinander sprechen sollten, um künftige Krisen zu verhindern?
Ja, auf jeden Fall. Es ist natürlich eine große Sache zu sagen, dass der Film eine Warnung ist. Aber es ist ein Beispiel für eine gute Zusammenarbeit. Ich habe vor einigen Jahren den Film „Pride“ gedreht. Der Regisseur Matthew Marchus hat damals gesagt, dass man Vorurteile am besten abbauen kann, indem mal Leute einfach dazu bringt, miteinander zu sprechen. Selbst wenn sie vorher denken, dass sie überhaupt nicht miteinander klarkommen, funktioniert es meistens irgendwie, sobald sie miteinander sprechen. Wir sind doch alle Menschen. Und das ist mit Nationen nicht anders. Bei allen Unterschieden gibt es einen gemeinsamen Kern. Und solange man miteinander spricht, werden wir – hoffentlich – auch weiter gute Beziehungen untereinander haben.
Verwendete Quellen:
- Telefon-Interview mit George MacKay
- Vorabsichtung von „München – Im Angesicht des Krieges“?
Trailer zu "München – Im Angesicht des Krieges"
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