Patricia Kelly über ihre Corona-Erkrankung: "Wahrscheinlich hat mir die Impfung mein Leben gerettet"

  • Patricia Kelly blickt auf eines der schwersten Jahre ihres Lebens zurück, wie die Sängerin im Interview mit unserer Redaktion erzählt.
  • Ihre schwere COVID-19-Erkrankung und der Tod ihrer Schwester Barby Kelly prägten ihr 2021.
  • Mit ihrem neuen Album „Unbreakable“, das auch als Liebeserklärung an ihren Ehemann zu verstehen ist, meldet sich das Mitglied der Kelly Family eindrucksvoll zurück.

Frau Kelly, die wichtigste Frage in dieser Zeit und natürlich auch mit Blick auf Ihre persönliche Corona-Erfahrung: Wie geht es Ihnen?

Patricia Kelly: Es geht mir viel besser, aber ich bin noch nicht wieder bei 100 Prozent. Ich habe immer noch ein bisschen Husten. Ich hatte ja einen heftigen Verlauf mit einer Lungenentzündung und musste mich auskurieren. Das habe ich gemacht und vier Wochen lang alles auf Eis gelegt. Inzwischen arbeite ich wieder und mir geht es gut dabei. Zwar kämpfe ich hin und wieder noch mit meiner Stimme, aber wir sind alle zuversichtlich, dass das mit der Zeit besser wird. Ich fühle mich um Welten besser.

Sie arbeiten inzwischen also wieder. In Ihrem Job bedeutet arbeiten singen. Nach einer Corona-Erkrankung ist das ja nicht ganz so einfach.

Ich habe während der Erkrankung immer versucht, meine Stimme warmzuhalten. Anfangs war das sehr wackelig, ich konnte kaum singen, weil einfach kaum Lungenvolumen da war. Inzwischen habe ich wieder im Studio gesungen und mir dafür viel Zeit genommen. Meine Kopfstimme funktioniert wieder ganz gut, nur die Bruststimme ist noch etwas angegriffen – das merke ich vor allem in den hohen Tönen. Das kenne ich aber auch von schweren Erkältungen. Daher arbeite ich aktuell daran, Stück für Stück diese Leistung zurückzugewinnen. Das braucht natürlich Zeit.

Sie waren geimpft, haben sich infiziert – mit einem schweren Verlauf. Wie erklären Sie den Menschen, mit diesen Erfahrungen im Hinterkopf, dass es wichtig ist, sich impfen zu lassen?

Vergangenes Jahr hatte ich bereits Corona, ich war also genesen. Damals hatte ich einen milderen Verlauf. Im Mai wurde ich dann geimpft, das war mir sehr wichtig – sowohl um andere Menschen zu schützen als auch mit Blick auf meine Brustkrebs-Erkrankung vor elf Jahren. Nach der Impfung war ich weiter vorsichtig und habe mich trotzdem erneut angesteckt. Ich kann nur sagen: Jeder Mensch ist sein eigener Herr. Ich für meinen Teil bin so dankbar, dass ich geimpft war. Die Ärzte haben mir ganz klar gesagt, dass meine Viruslast bereits im Anfangsstadium extrem hoch war. Es hätte ein milder Verlauf werden oder zum Tode führen können. Das war sehr beängstigend. Dass sich dann alles zum Guten entwickelte, hat auch die Ärzte überrascht.

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Gibt es dafür eine Erklärung?

Vielleicht liegt es an meinem hohen Lungenvolumen, das ich als Sängerin habe. Oder an anderen Faktoren: Ich bin in den vergangenen zehn Jahren viel gejoggt – und ich rauche nicht. Dennoch ging es mir „horrormäßig“ schlecht. Ich konnte kaum atmen. Daher war mir vollkommen klar: Wahrscheinlich hat mir die Impfung mein Leben gerettet. Das ist meine persönliche Überzeugung. Corona ist sehr, sehr ernst. Und auch die Situation in den Krankenhäusern ist ernst. Die Ärzte und Pflegekräfte sind erschöpft.

„Wir sind nicht UNBREAKABLE – aber unsere Liebe ist es“. So lautet gewissermaßen das Motto Ihres neuen Albums. Und die gleichnamige Single ist eine Liebeserklärung an Ihren Mann. Was ist die Geschichte hinter diesem Album?

Mein Mann und ich sind seit 23 Jahren zusammen und seit 20 Jahren verheiratet. Jede Beziehung und jede Ehe hat Höhen und Tiefen und ist das Schönste, was wir haben können, sofern sie funktioniert. Der Song „Unbreakable“ ist ihm gewidmet, weil er mich mit seiner Liebe in all den Jahren getragen hat. Ich wäre ohne ihn heute nicht der Mensch, der ich bin. Aber „Unbreakable“ (zu Deutsch: unverwüstlich; Anm. d. Red.) ist auch ein Song für alle anderen Menschen, die lieben – ob ihre Kinder, Eltern oder ihren Hund. Die Liebe an sich ist das, was der Mensch trägt. Das habe ich beispielsweise gemerkt, als ich während meiner Corona-Erkrankung im Krankenhaus lag. Es ging mir sehr schlecht, aber durch all die Nachrichten und Anrufe der Menschen, die mich lieben, hatte ich ein Ziel und das hat mich getragen. All das und mein Glauben haben mir die Kraft gegeben, die ich gebraucht habe.

Sie sagen, Ihre Songs sind wie ein Tagebuch. Wie meinen Sie das?

In meinen Songs schreibe ich über meine Gefühle, meine Erlebnisse, aber auch über meine Gedanken. Ich schreibe über alles, was ich bin. Oft gehe ich abends in meinen Musikraum und schreibe dann auf, was ich in dem Moment fühle und verarbeite damit gewissermaßen meinen Tag. Insofern sind meine Songs wie ein Tagebuch, weil sie eine Art Momentaufnahme sind. Eine Momentaufnahme spiegelt beispielsweise Hoffnung wider, so wie etwa in „Unbreakable“. Jeder Song, den ich schreibe – ganz gleich, ob er gut oder schlecht wird –, befreit mich. Ich kann ausdrücken, was in mir schlummert. Danach fühle ich mich leichter und kann besser mit dem Leben umgehen.

Für „Unbreakable“ haben Sie sich viel Zeit genommen, woran auch die Pandemie nicht ganz unschuldig war. Glauben Sie, dass sich diese intensive Zeit auf das Album auswirkt? Ist es emotionaler, persönlicher geworden?

Definitiv. Ich hatte viel Zeit, nachzudenken und den Schmerz des Eingesperrtseins im Lockdown sowie darüber, nicht auf Tour gehen zu können, zu verarbeiten. Dazu kamen noch schwere Schicksalsschläge. Der Verlust meiner Schwester (Barby Kelly, im April 2021 verstorben; Anm. d. Red.) und einer meiner besten Freunde haben dieses Jahr zu einem der schwersten Jahre meines Lebens gemacht. Und doch kann ich heute sagen, dass ich diese Challenges angenommen und bestanden habe. Es war ein „Year of Change“, das meine ich im Positiven. Es war definitiv eine harte Zeit, ich habe all diese Gefühle in meine Songs gepackt.

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Es hat also auch eine persönliche Weiterentwicklung stattgefunden?

Absolut. Heute stehe ich hier und kann sagen: Ich bin nicht mehr der gleiche Mensch wie damals – und ich bin dankbar dafür. Die Songs auf dem Album sind ein ganz besonderer Ausdruck meiner Erfahrungen aus diesem besonderen Jahr.

Ihr Sohn Iggi findet auch auf dem Album statt.

Ja, mit Iggi ist unter anderem die Single „Doll“ entstanden. Unsere Songwriting-Session kam durch einen Zufall zustande, war aber so inspirierend, dass wir binnen weniger Tage gleich mehrere gemeinsame Songs geschrieben haben, wovon insgesamt vier auf „Unbreakable“ gelandet sind.

Mit der Familie zusammenzuarbeiten, ist Ihnen also auch wichtig. Würden Sie so weit gehen wie Ihr Bruder Angelo, der eine „Kelly Family 2.0“ auf die Bühne gebracht hat?

Nein, das ist nicht mein Weg. Ich habe meine Kinder immer ermutigt, den Weg zu gehen, der sie glücklich macht. Eine gute Grundausbildung war mir wichtig, aber ihren weiteren Weg sollten sie selbst bestimmen. Ehrlicherweise hatte ich Iggi damals sogar abgeraten, in die Musikbranche zu gehen. Aber er wollte Musik machen und irgendwann habe ich kapiert, dass er das ernst meint und darüber hinaus wahnsinnig talentiert ist (lacht).

Auch wenn Weihnachten schon ein paar Tage zurückliegt: Wie wichtig ist euch als Kelly Family dieses Fest? Kommen die Geschwister noch zusammen?

Natürlich ist man mit einigen Geschwistern enger als mit anderen. Nichtsdestotrotz sind meine Türen stets für jeden Einzelnen von ihnen geöffnet.

Blicken wir in die Zukunft: Haben Sie Angst davor, dass 2022 wieder keine Konzerte stattfinden können? Haben Sie für diesen Fall vorgesorgt – auch wirtschaftlich?

In den vergangenen zwei Jahren habe ich bereits von meinen Ersparnissen gelebt. Als Künstler lebt man nun einmal von den Tourneen. Natürlich versuchen wir aber auch, uns ein wenig umzustellen und mehr in Richtung Fernsehen zu machen. Im nächsten Jahr wird es beispielsweise eine vierteilige Doku über die Kelly Family geben. Ich bin aber ein Mensch, der sehr auf seine Finanzen achtet. Ich arbeite, wie ich kann und hoffe, dass wir 2022 auf Tour gehen dürfen.

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