Berlin (dpa) – Vor mehr als 40 Jahren waren sie Studenten, dicke Freunde und begeisterte Ruderer: Ziemlich unerwartet bekommt der Zürcher Anwalt Thomas Borchert (Christian Kohlund) von seinem alten Freund, dem Unternehmer Antonius Bildermann (Uwe Kockisch), einen Auftrag.
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Er soll einen Ehevertrag für die Heirat mit der deutlich jüngeren Mira (Idil Üner) aufsetzen. Nicht gerade begeistert davon sind die Ex-Frau von Antonius sowie deren Söhne Florian (Oskar Belton) und Julian (Johannes Meister). Julian wird wenig später beim Joggen entführt. Doch alles geht unerwartet schnell zu Ende, die drei Millionen Euro Lösegeld werden gezahlt, Julian kommt frei. Der Entführer wird allerdings wenig später tot aufgefunden – und prompt tritt ein Boss der Unterwelt (Götz Otto) auf den Plan.
Nicht wenig Stoff also für den neuen „Zürich-Krimi“ mit dem Titel „Borchert und der verlorene Sohn“ am 30. Dezember (Donnerstag/20.15 Uhr) im Ersten.
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Wer ist Opfer? Wer ist Täter?
Borchert, Hauptmann Marco Furrer (Pierre Kiwitt) und Kanzleichefin Dominique Kuster (Ina Paule Klink) vermuten bald eine inszenierte Entführung, bei der es gar nicht so sehr ums Geld ging. Frau Kuster muss sich neben den Recherchen in diesem kniffligen Fall auch mit den Avancen ihres Kollegen Furrer beschäftigen. Nach diversen gemeinsamen Nächten möchte er nun eine feste Beziehung mit ihr – sie aber gibt sich ausgesprochen zurückhaltend. Das wiederum kann über seinen Chef nicht gesagt werden. Denn er steht vor allem den Söhnen der Familie Bildermann ziemlich nahe, der Fall geht ihm sichtlich an die Nieren. Borchert und der Zuschauer stellen sich alsbald die Frage: Wer ist in dieser Familie das Opfer, wer der Täter?
Der Regisseur Roland Suso Richter („Die Diplomatin“) legt seinen vierten Film aus der Krimireihe vor, der ganz zum Schluss richtig spannend wird. Natürlich ist er – samt einigen ungeahnten Wendungen – gewohnt routiniert erzählt, ragt aber dennoch etwas aus dem Krimi-Einerlei heraus, da er ein verschachteltes Drama rund um zwei verkannte Brüder und einen alten Familienvertrag erzählt und eine ungewohnt persönliche Seite des Anwaltes aufzeigt. Der wohnt weiterhin als Einsiedler in seinem silberfarbenen Wohnwagen und lässt nach wie vor niemanden so richtig an sich heran. Es ist eine Freude, Christian Kohlund und Uwe Kockisch (77, „3 ½ Stunden“) gemeinsam spielen zu sehen.
Borchert wird von Christian Kohlund (71, „Der Liebhaber meiner Frau“) profund, trickreich und zielstrebig gespielt, wobei der Genussmensch mit Hang zu gutem Essen und exzellentem Wein immer mehr zum Vorschein kommt. In einem ARD-Interview sagt Kohlund zum Thema des anstehenden Jahreswechsels: „Komischerweise ist bei mir Silvester immer eine sehr stille Angelegenheit. Der große Jubel und Party feiern ist nicht mein Ding. Ich mach das lieber unterm Jahr. Aber Silvester ist für mich eine stille und besinnliche Zeit“. Womöglich auch eine Zeit ganz ohne Krimis.
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