Berlin (dpa) – Wie eine Führungskraft beschaffen sein sollte, darüber hat sich Heiner Lauterbach sehr genaue Gedanken gemacht.
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„Chefs in der Wirtschaft und etwa auch in der Politik sollten Dinge beherrschen, die andere nicht beherrschen“, erklärt der Fernseh- und Kinostar (68, „Enkel für Anfänger“) im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Und er zählt auf: „Die Fähigkeit, einen Allgemeinüberblick zu behalten, Dinge richtig einzuschätzen, den Mut haben, Entscheidungen zu treffen, aus falschen Entscheidungen lernen, einfühlsam sein, Menschen mitreißen können, gerecht sein.“
Doch all diesem Positiven zum Trotz – auch Lauterbach weiß um die dunklen Seiten der Macht. „Man kann sehr große fachliche Fähigkeiten haben und trotzdem über Leichen gehen. Das sind ja die Allergefährlichsten: die alle Voraussetzungen mitbringen und dazu noch skrupellos sind“, sagt der Schauspieler.
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Im ZDF-Krimi-Mehrteiler „Mord in der Familie – Der Zauberwürfel“ am 27. und 28. Dezember (jeweils 20.15 Uhr) stellt Lauterbach einen bedrohlich machtbewussten Bauunternehmer dar: Henry Becker. Dessen ambitioniertes Wohnprojekt, der sogenannte Wohnwürfel, ist gerade eingestürzt und hat dabei eine junge Frau in den Tod gerissen. Ist Henry auch für den gewaltsamen Tod seines Sohnes Thomas (Matthias Koeberlin) verantwortlich?
Thomas Becker, Juniorchef der Firma, ist am Neujahrstag auf einem Parkplatz am Kölner Rheinufer erschossen worden. In grauen Bildern und zu blechern scheppernder Musik erlebt das Zuschauer das Geschehen. Kommissarin Barbara Falck (Sabine Winterfeld) vermutet einen Zusammenhang mit dem „Wohnwürfel“, mit dessen Bau Thomas und sein Halbbruder Eric befasst waren. Verstärkt wird ihr Verdacht dadurch, dass der Senior an Silvester von einem Auto angefahren worden ist und nun schwer verletzt im Krankenhaus liegt.
Und so erzählt der Zweiteiler in Rückblicken und auf mehreren Ebenen – verschachtelt wie einer der Zauberwürfel, die der Ungar Ernö Rubik 1974 erfunden hat – die familiären und geschäftlichen Hintergründe der äußerlich glanzvollen Beckers. Nicht nur Kungeleien in einer Branche treten zu Tage, sondern auch Elend einer kaputten Familie. Hier wirkt der brillant besetzte, oft fesselnde Film aber auch klischeebehaftet. Menschliches Elend hinter Fassaden des Wohlstands – das wird gerade in Krimis seit Langem immer wieder gern vorgeführt.
Motive scheint es auch bei den Beckers reichlich zu geben. Wollte Thomas‘ Ehefrau Marianne (Katharina Lorenz) nicht dulden, dass ihr Mann eine Affäre mit der alleinerziehenden Mutter Karoline (Petra Schmidt-Schaller, „Die Toten von Marnow“) pflegte? Zudem hatte der Patriarch darauf bestanden, dass sein Sohn seine Alkoholsucht schnell in den Griff bekommt. Denn in der Öffentlichkeit kursierten bereits Gerüchte, der Juniorchef sei gar nicht fähig, die Verantwortung für den Bau des „Wohnwürfels“ zu tragen.
Auch Eric hätte ein Motiv gehabt – stets war er eifersüchtig auf seinen Halbbruder und hätte fast alles getan, um die alleinige Gunst seines Vaters zu erreichen. Nicht zuletzt scheint es, als ob Henry die Rivalität der Söhne freute.
Eine Art Gegenspielerin des alten Baulöwen ist die mittellose Kellnerin Karoline, die Thomas bei den Anonymen Alkoholikern kennengelernt hat. Mit ihrem Sohn ist die junge Frau auf der Flucht vor ihrem Ex-Mann, der den kleinen Jimmy schwer misshandelt hat. Ohne Papiere hangelt Karoline sich von Job zu Job. Wohnt in geheim gehaltenen Wohnungen und meldet Jimmy zwar in der Schule an, muss die nötigen Unterlagen aber erstmal schuldig bleiben.
Zur Vorbereitung hat Schmidt-Schaller eingehende Gespräche geführt, wie sie der dpa schildert. „Einmal mit einer Freundin, die lange beim Jobcenter gearbeitet hat“, berichtet die 41-jährige, die als Karoline sehr anrührend wirkt, am Telefon. „Die hatte durch ihre Fälle viel Kontakt mit Jugendämtern – und dabei erfahren, dass die Mühlen der Behörden oft langsam mahlen. Sie hat mir Sachen erzählt, da wird einem wirklich schlecht. Es ging um häusliche Gewalt – wie mühsam es ist, sie über den Weg durch die Instanzen zu verhindern.
Juristisch ist Karoline, die mit ihrem Sohn einfach untergetaucht ist, im Unrecht. Doch ihr Kind wurde fast totgeschlagen“, fragt Schmidt-Schaller, „wo ist die archaische Gerechtigkeit?“
Auch habe sie mit einem trockenen Alkoholiker gesprochen, sagt die Schauspielerin. „Er meinte, es sei schon heftig, dass meine Figur in der Gastro arbeitet – da sei man doch automatisch unter dem Druck, einen Rückfall zu erleiden. Bei Caroline war der Grund zu trinken jedoch die viele Gewalt, die sie in der Beziehung erfahren hat. Und als sie gemerkt hat, dass sie dadurch ihr Kind verliert, hat sie beschlossen, davon wegzukommen. Wenn man seinen Grund zu Trinken gefunden hat, kann man wohl eine innere Kraft und Ruhe finden – und gewisse Getränke meiden.“
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