Warum Einsamkeit der größte Gegner in der Survival-Challenge "7 vs. Wild" ist

Sieben Tage in Schwedens Wildnis überleben, nur mit der eigenen Kleidung und sieben selbst ausgewählten Gegenständen am Leib – eine Challenge, die viele Menschen höchstens auf dem Bildschirm miterleben wollen. Und genau das ist jetzt möglich: Mit dem Format „7 vs. Wild“ zieht der Outdoor-Fan Fritz Meinecke derzeit immer samstags und mittwochs Millionen Menschen auf die Videoplattform YouTube.

Fritz Meinecke ist in der Outdoor-Szene bekannt. Er betreibt einen YouTube-Kanal mit mehr als 1,6 Millionen Abonnenten, auf dem er regelmäßig Einblicke in seine Survival-Challenges gibt. Wir haben mit ihm über seine Abenteuerlust gesprochen, warum sein Leben nicht nur sprichwörtlich am seidenen Faden hing und wie er auf die Idee kam, einen Überlebenswettkampf mit sieben Kerlen in Schwedens Wildnis zu organisieren.

Herr Meinecke, Sie sind Abenteurer mit Leib und Seele und auch aktiver YouTuber im Outdoor-Bereich. Was machen Sie im „normalen“ Leben?

Fritz Meinecke (lacht): Mein normales Leben? Sie meinen, wenn ich nicht gerade im Wald rumrenne oder auf irgendwelchen Touren bin? Dann bin ich zu Hause im Büro und streame, schneide meine Videos und bereite Projekte vor. Ansonsten treffe ich mich mit Freunden und mit meiner Familie, gehe zum Sport und mach‘ natürlich auch für meine Geschmäcker normale Dinge. Aber im Endeffekt ist dieser ganze Outdoor-Abenteuer-Kram schon ein sehr großer Bestandteil meines Lebens.

Wie sind Sie darauf gekommen? Man sagt ja nicht vom einen auf den anderen Tag: „Ich werde jetzt Outdoor-Abenteurer!“

Durch Geocaching – diese moderne Schnitzeljagd mit GPS, bei der man im Freien Dosen sucht und sich einträgt. Freunde haben mich vor zehn Jahren darauf gebracht und wir haben das dann zusammen gemacht. Mit der Zeit wurde das immer intensiver. Du kannst Geocaches suchen, die einfach unter der Parkbank mit einem Magnet festgemacht sind, du kannst aber auch mit einem Schlauchboot an einen Brückenpfeiler fahren und mit einem Seil hochklettern und dort eins finden. Durch die verschiedenen Challenges, die einem beim Geocaching gestellt werden, ging es dann immer mehr in die Abenteuerrichtung.

Inwiefern?

Ich dachte mir dann, man könnte auch mal eine Nacht draußen schlafen oder eine Mehrtageswanderung machen, bei der man nur aus seinem Rucksack lebt. So ging das Stück für Stück in kleinen Schritten los, ich habe mich langsam herangetastet und mir immer neue Herausforderungen gesucht. Ich brauche einfach diese Abwechslung, diese Mischung aus Wandern, Kanutouren, Survivaltraining und einer Bikepacking-Radtour – der Mix macht’s.

Was reizt Sie so an den Outdoor-Abenteuern? Wieso quälen Sie sich teilweise in der Kälte, im Schnee über Stock und Stein, wo andere schon das Handtuch werfen?

Meine Outdoor-Abenteuer bestehen ja nicht zu 100 Prozent aus Qual. Ich bin ein Mensch, der braucht das immer mal wieder. Aber nicht im Sinne von „Ich muss einen Schmerz spüren“, sondern im Sinne von „Widrigkeiten trotzen, mit schwierigen Situationen klarkommen“. Gucken, was möglich ist und seine Komfortzone verlassen. Das ist jedes Mal wie eine Achterbahnfahrt.

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Zum Beispiel?

Ich habe vor einiger Zeit eine Alpenüberquerung gemacht. Da hast du Momente, in denen du oben auf dem Gipfel stehst, in den Sonnenuntergang schaust und dir denkst: „Diesen Moment, den werden nur wenige Menschen erleben!“ Dann fühle ich mich extrem frei. Und dann hast du Momente, in denen du nass bist, dir kalt ist und du frierst, weil Eisregen auf dich niederprasselt. Aber es ist trotzdem geil, weil ich weiß, dass ich ja keine zehn Tage im Eisregen rumrenne. Diese schwierigen Situationen machen die anderen Situationen besonderer. Das erdet mich und lehrt mich Dankbarkeit. Es hält mir vor Augen, in welchem Luxus wir leben. Ich kann einfach ein Glas unter den Hahn halten und das Wasser trinken. Das ist Luxus, den die meisten Menschen gar nicht realisieren, da sie es nicht anders kennen. Aber wenn man gewisse Situationen erlebt hat und auch um die Welt gereist ist in Gebiete, in denen die Menschen diesen Luxus eben nicht haben, dann lernst du es zu schätzen. Und dann kommst du wieder zurück, stehst im Supermarkt und siehst Menschen, die völlig durchdrehen, wenn sie mal fünf Minuten an der Kasse warten müssen, und durch den halben Laden brüllen, dass eine weitere Kasse öffnen soll. Da denk ich mir immer: „Junge, Junge, Junge, ihr habt echt Probleme …“

Was war bisher Ihr krassestes Erlebnis? Hatten Sie schon einmal den Tod vor Augen?

Ja, da gab es zwei Situationen, die brenzlig waren. Ich habe mich im Winter nachts mal von einer Brücke über einem großen, rauschenden, eiskalten Fluss abgeseilt. Ich wollte damals in einen Wartungsschacht im Brückenpfeiler pendeln. Das Seil war am Brückengeländer befestigt, ein Freund hat mich von oben gesichert. Nach einiger Zeit, die ich hin- und hergependelt bin, rief er plötzlich: „Hey, dein Seil sieht nicht gut aus!“ Ich habe nach oben geschaut und gesehen, dass an der einen Kante, an der das Seil Kontakt mit dem Betonpfeiler hatte, der komplette Außenmantel aufgerubbelt war, weil mein Seilschutz um einige Zentimeter verrutscht war. Auch der Kern des Seils war angefressen. Mein Leben hing quasi am seidenen Faden. Ich habe meinem Freund oben direkt Anweisungen gegeben und mich mit dem anderen Seilende schnell zwischengesichert. Es ist gut ausgegangen, aber es war schon ein echt mieses Gefühl.

Fritz Meinecke: „Hier ist eine Todeszone“

Und das andere Mal?

Die andere Situation war auf meiner ersten Gletschertour. Auf dem Weg gibt es oft 70 bis 80 Meter tiefe Spalten, in die du nicht fallen möchtest. Ich bin während der Tour mit meinem Ellenbogen an eine Flasche im Rucksacknetz gekommen und die ist rausgefloppt. Ich habe im Augenwinkel gesehen, wie sie runterfiel und in eine Eisspalte rutschte. Die Flasche flog und flog und ich dachte: „Wann kommt denn jetzt das Dong, Dong, Dong?“ Es kam aber einfach kein Sound. Wir haben die Tour dann ein paar Stunden später abgebrochen, weil wir gemerkt haben, dass wir es nicht schaffen. Beim Bergsteigen ist das Ziel ja nicht nur der Gipfel, du musst auch irgendwann wieder runter. Und da waren mehrere Situationen, in denen ich mir gesagt habe: Hier ist eine Todeszone. Hier ist kein Vogel, kein Tier, kein Baum, nur Eis und Schnee, ich habe hier nichts zu suchen. Zumindest nicht in dem Zustand, in dem ich mich damals befunden habe.

Was Sie von weiteren Abenteuern offensichtlich nicht abgehalten hat, wenn man sich die Videos auf Ihrem YouTube-Kanal anschaut. Wie sind Sie eigentlich auf die Idee „7 vs. Wild“ gekommen?

Die Grundidee schwirrte schon sehr lange in meinem Kopf herum und ist quasi ein Mix aus schon vorhandenen Survival-Formaten aus dem Fernsehbereich. Die Formate fand ich immer spannend, aber mir war klar: Das bekomme ich so nicht umgesetzt. Da stecken riesige Firmen dahinter und die Produktion ist sehr zeitintensiv. Geld spielte auch eine Rolle. Außerdem musst du das passende Netzwerk aus Rangern und Personen, die das Projekt mitorganisieren, haben. Im Frühling kam der Gedanke bei mir dann wieder auf und ich habe mit ein paar Leuten, mit denen ich schon kleinere Projekte gedreht habe, gesprochen und ihnen meine Survival-Challenge-Idee erzählt. Wir haben ein Grobkonzept und einen kleinen Elevator Pitch ausgearbeitet: Sieben Tage, sieben Personen, sieben Gegenstände. Die Teilnehmer werden isoliert voneinander in der Natur ausgesetzt und filmen ihre Erlebnisse. Das hörte sich cool an und klang nach einem realistischen und umsetzbaren Projekt. Dann kam eins zum anderen. Es wurde gedreht, geschnitten – und jetzt gibt es die Ausstrahlung.

7 vs. Wild – Der Beginn | Folge 1

Sie kannten viele der Jungs schon vorher. Wie haben Sie die Teilnehmer ausgewählt, nach welchen Kriterien sind Sie vorgegangen?

Ich kannte tatsächlich alle Teilnehmer vorher. Das war mir auch sehr wichtig, weil es das erste Projekt ist, das ich in dieser Art und in dieser Größenordnung gemacht habe. Ich wollte Teilnehmer, denen ich vertrauen kann, bei denen ich weiß, die sind auch Kamera-affin. Und da bin ich einfach so ein bisschen durchgegangen und habe überlegt: Wer würde da reinpassen? Und was kann man für eine Varianz schaffen? Es ist immer noch ein Selbstexperiment. Es bringt nichts, sieben Menschen mit dem gleichen Charakter auszuwählen. Ich wollte genau diese Kontraste haben.

Und genau diese unterschiedlichen Charaktere scheinen anzukommen. Die Videos generieren innerhalb kürzester Zeit millionenfache Aufrufe. Hätten Sie mit diesem Erfolg gerechnet?

Ehrlich gesagt habe ich mit diesem Erfolg überhaupt nicht gerechnet. Ich habe damit gerechnet, dass die Serie bei meiner Community, also meinen Stamm-Zuschauern, gut ankommt. Dass das Ding jetzt plötzlich so Wellen auch über YouTube hinaus schlägt, hätte ich nicht gedacht. Da sind viele Leute dabei, die mit YouTube sonst nichts zu tun haben. Ich bin einfach dankbar, und das ist auch keine Selbstverständlichkeit. Wir haben jetzt schon die Hälfte rum – ich glaube, jetzt ist der Punkt erreicht, an dem die Leute bis zum Schluss zuschauen. Man hat diese verschiedenen Charaktere, man kann sich so ein bisschen hineinversetzen: Der eine ist Team Bommel, der andere Team Chris, Team Fabio, Team Mattin, Team Fritz, Team Dave oder Team Niklas.

Die Menschen schauen die Serie nicht nur, sie diskutieren aktiv in den Kommentarspalten, besprechen, was sie anders gemacht hätten oder wer ihre Favoriten sind.

Ja. Genau das macht es zum Teil auch aus. Sie stellen sich die Frage, ob sie diese Entscheidung in der Situation auch getroffen hätten oder eher anders vorgegangen wären, auch wenn sie wahrscheinlich nie in die Situation kommen werden. Natürlich überlegt man sich als Zuschauer auch, welche sieben Gegenstände man selbst mitnehmen würde. Das hat so viel Potenzial, um mal seine Gedanken spielen zu lassen. So entstehen Gespräche und Diskussionen – unter Freunden, der Familie und sogar mit fremden Menschen im Kommentarbereich der Videos.

„Da weißt du als Zuschauer, dass es echt ist“

Was denken Sie, woran das liegt, dass die Serie gerade jetzt so durch die Decke geht? Sie haben schon über das Thema Authentizität gesprochen.

Das, was der Zuschauer sieht, sind echte Emotionen. Da ist nichts geschauspielert. Wenn ein Teilnehmer heult oder einen emotionalen Tiefpunkt hat und sich ins Gesicht schlägt und schreit, weißt du als Zuschauer, dass es echt ist. Jeder geht auf seine Weise mit der Situation um. Es gibt Leute, die sitzen da und kommen mit der Einsamkeit nicht klar und reden plötzlich gar nicht. Aber du merkst trotzdem: Dem geht’s gerade richtig schlecht. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung passt an sich gerade schon ganz gut. Es wird früher dunkel, man macht es sich gemütlich zu Hause. Im Sommer ist man je eher draußen unterwegs, grillt, trifft sich mit Freunden. Aber ich glaube, die Serie wäre ein halbes Jahr früher auch gut angekommen.

Einige Teilnehmer sind mit der Einsamkeit nicht so gut klargekommen. Bei einigen Survival-Sendungen ist ein Kamerateam am Start. Bei „7 vs. Wild“ filmen sich die Teilnehmer komplett selbst. Wie haben sie das alle hinbekommen?

Also zuerst einmal: Eine Survival-Challenge funktioniert nicht, wenn du da drei Leute mit Wasserflaschen und Snickers um dich rum hast. Das kannst du vergessen! Die Isolation zu haben und dich selbst zu filmen ist das, was es ausmacht, es ist ein wichtiger Bestandteil der Serie. In deinem Kopf entwickeln sich dann einfach andere Emotionen und Gedankengänge. Wenn du komplett allein bist und mit keinem Kameramann oder Regisseur reden kannst, dann schaust du manchmal auch einfach ins Leere und fängst an, mit dir selbst zu sprechen.

Und wie sieht es mit dem Equipment aus?

Es gibt einen wasserdichten Koffer aus Kunststoff, da ist alles drin. Jeder hat zwei Kameras und Akkus mit Ladegerät und zwei großen Powerbanks, sodass man quasi immer durchladen kann. Man hat immer einen Akku in der Kamera und einen im Ladegerät. Zusätzlich hat jeder Teilnehmer insgesamt 14 Speicherkarten dabei. Also pro Tag, pro Kamera eine Speicherkarte. Insgesamt sind wir also bei 98 Speicherkarten für das Projekt (lacht). Das sind alles Erfahrungswerte. Das haben wir grob überschlagen. Beim nächsten Mal würden wir wahrscheinlich noch eine dritte Powerbank dazu packen.

Gab es Vorgaben, wie viele Minuten jeder Teilnehmer pro Tag drehen soll? Einige Kandidaten sind öfter zu sehen als andere.

Jeder Teilnehmer hatte vorher ein kleines Kamera-Briefing. Wir haben auch extra kleine Speicherkarten benutzt, auf denen man maximal zwei Stunden Material aufnehmen konnte. Damit die Leute nicht mit sechs Stunden Videomaterial pro Tag zurückkommen und unser Cutter die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, wenn er alles sichten und schneiden muss. Es gibt Teilnehmer, die haben einen sehr großen Anteil. Ich bin das beste Beispiel. Ich bin einfach ein Mensch, der viel macht, viel ausprobiert, bastelt und auf Erkundungstour geht. Andere gehen die Challenge eher entspannt an und schlafen. Da passiert halt an manchen Tagen nicht so viel und es gibt nichts zu zeigen. Abends sollte jeder Teilnehmer ein kurzes Resümee des Tages ziehen. Das heißt, über seine Gedanken und Emotionen sprechen und das mit den Zuschauern teilen. Es gehört echt verdammt viel Mumm dazu, in Situationen, in denen es dir schlecht geht, du den Tränen nahe bist oder sogar schon weinst, die Kamera anzuschalten und dich so der Welt zu präsentieren. Dadurch lebt so ein Format. Klar, die Teilnehmer sind alle extrovertierte YouTuber. Die haben einfach etwas mehr Erfahrung und sind sich auch nicht zu fein, über Emotionen zu sprechen.

Von den Emotionen gehen wir weiter zur Produktion. Die ganze Aufmachung von „7 vs. Wild“ brilliert durch eine hohe Qualität, die Serie könnte so auch auf DMAX laufen. Wie sind Sie auf den Look gekommen?

Wir haben uns einen externen Grafiker ins Boot geholt und ich bin echt happy über das Ergebnis. Das Intro, die Animationen, die Musik und auch der Drohnenflug werten die Serie einfach sehr stark auf und verleihen ihr einen qualitativ hochwertigen Look.

Bleibt Ihre Serie weiterhin auf YouTube zu sehen oder gibt es andere Ambitionen?

Die Grundintention ist definitiv, Vollblut-YouTuber zu bleiben. Ich möchte zeigen, dass wir unsere Plattform als Creator auf ein neues Level heben können. Der große Vorteil ist, dass ich dort der alleinige Entscheidungsträger bin. Da ist kein Senderchef dazwischen, kein Projektleiter – keine Vorgaben. Wenn eine Folge Potenzial für 75 Minuten hat, die nächste aber nur für 40 Minuten, dann ist das eben so. Außerdem sind die Folgen für jeden frei und kostenlos zugänglich. Die Zuschauer können direkt unter den Videos kommentieren und diskutieren. Viele Creator machen zudem Reaktionsvideos oder besprechen spezielle Themen aus der Serie, weil sie beispielsweise Pilzexperten sind und erklären, ob wir die Pilze in Schweden nun hätten essen können oder nicht.

Wie lief das mit der Organisation des Projektes? Warum haben Sie sich gerade für Schweden entschieden?

In Deutschland haben wir kein Gebiet, keine Wildnis, in der man so ein Projekt umsetzen kann. In Schweden kenne ich mich gut aus, da ich die letzten vier Jahre in Kooperation mit einem Kanureiseanbieter unterwegs war. Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis, wodurch ein sehr gutes Netzwerk an Menschen entstanden ist. Das brauchst du einfach. Die haben Gebiete vorgeschlagen, wo wir die Challenge stattfinden lassen können.

Und warum gerade im Herbst? Im Sommer wäre das alles doch um ein Vielfaches einfacher gewesen?

Ich wollte in eine Jahreszeit, in der es auch mal etwas ungemütlich ist, kurz vor der Frostgrenze und mit etwas Regenwahrscheinlichkeit. Ehrlich gesagt: Ich hatte mir Scheißwetter gewünscht. Es lebt davon, dass es nass ist, dass es in den Unterschlupf reinregnet. Es sollte kein Ausflug ins Sommercamp werden, in dem die Leute auf einem Stein liegen und sich sonnen, sondern eine richtige Challenge. Und das herbstliche Schweden gibt das einfach her.

Gab es Abmachungen, welche Tiere erlegt werden dürfen? Keiner der Teilnehmer hat Fallen für Kaninchen oder andere Kleintiere gebaut.

Ja, gab es tatsächlich. Du darfst in Schweden nicht einfach losgehen und mit einem Speer nach einem Elch werfen. Wobei es auch unwahrscheinlich ist, dass das überhaupt funktionieren würde. Jagen, auch auf Kleintiere, war nicht erlaubt. Fische zu angeln war wiederum möglich.

Was man nicht vergessen darf, ist das Thema Rettungswege. Was, wenn ein Teilnehmer einen Notruf abgibt, weil er die Challenge aus verschiedenen Gründen beenden möchte?

Die Rettungswege waren ein Riesenpunkt. Das Organisationsteam hat das getestet und die Strecken gemessen, wie lange man zu Boot beziehungsweise zu Fuß zu den Spots braucht. Es war, glaube ich, jeweils immer eine Stunde. Man muss auch dazu sagen, dass das Team bei einem Anruf auch vom Camp 15 Minuten zum Boot fahren musste. Die sitzen ja nicht 24/7 auf dem Steg rum. Da ist keiner in fünf Minuten da. Das wäre in Deutschland allerdings – je nachdem, wo du dich aufhältst – auch nicht möglich. Wenn du mitten in einem größeren Wald sitzt, ist auch nicht eben mal direkt der Notarzt da, da musst du auch eine gewisse Zeit warten. Wir haben jedenfalls versucht, das Bestmögliche an Sicherheit für einen Notfall bereitzustellen, aber ohne zu stark in die Challenge einzugreifen. Deswegen hatten wir Teilnehmer auch diese kleinen Tracker am Hosenbund. Da musste man morgens immer eine Tastenkombination drücken, um eine Ok-Meldung zu senden. Die Jungs vom Back-up-Team haben am Laptop dann gesehen, dass bei uns alles in Ordnung ist. Und wussten zu jeder Zeit natürlich über die Koordinaten auch, wo wir uns gerade befinden.

Gab es im Notfallkoffer neben einem Handy und dem Erste-Hilfe-Set auch ein Bärenabwehrspray?

Nein, diese Sprays sind in Schweden verboten, dafür brauchst du, soweit ich weiß, einen Waffenschein. Wir hatten aber mit einem Ranger ein Briefing, wie man sich im Falle einer Bärensichtung verhalten soll. Wenn da ein Bär steht und du rennst auf ihn zu und brüllst, wird der Bär dir wahrscheinlich eine Backpfeife verpassen und du stehst nicht mehr auf. Eine Bärensichtung ist eher unwahrscheinlich. Wenn du dann aber kurz vor der Challenge von einem Ranger beim Briefing hörst: „Wenn der Bär einen Scheinangriff startet, leg dich in Embryonalstellung hin, mach die Hände über den Kopf!“, da wirst du nervös. Du bist dann im Wald, und wenn es nur ein bisschen knackt oder du eine Tierlosung oder eine Tierspur findest, geht sofort dein Kopfkino los. Dann singst du vielleicht auch mal laut: „Hey Bär, alles klar, alles ok!“

Genau das macht das Format aber auch aus. Jetzt, wo Sie gesehen haben, dass Staffel 1 so erfolgreich war: Wird es eine zweite Staffel geben? Und wenn ja, wollen Sie die mit denselben Leuten machen oder mit komplett neuen Teilnehmern?

Es ist offiziell keine zweite Staffel in Planung. Natürlich flattern mir Gedanken durch den Kopf, aber es ist noch nichts bestätigt. Wenn es eine zweite Staffel geben sollte, nehme ich natürlich auch wieder teil, es ist ja mein Projekt. Es müssten aber ansonsten neue Kandidaten dabei sein und natürlich ein anderes Setting in einem neuen Land. Vielleicht dann eher in einer Region, in der es keinen See gibt, sondern vielleicht einen langen Fluss. Auch die Ausrüstungsregeln müssten erneuert werden, das ist mir als Zuschauer klar geworden. So bekommst du wieder mehr Spannung rein. Ich könnte mir vorstellen, dass man kein Tarp (Anm. d. Red.: Zeltplane), keine Hängematte, kein Moskitonetz und keinen Wasserfilter mitnehmen darf. Jeder sollte aus natürlichen Materialien seinen Unterschlupf bauen. Es sollte keine Felsenvorsprünge oder Höhlen geben. Das ist ein Punkt, der sehr spannend für die Zuschauer sein könnte. Ich würde die Bedingungen auf jeden Fall nochmal anspruchsvoller machen wollen.

Herr Meinecke, haben Sie für unsere Leserinnen und Leser Vorschläge für Mikroabenteuer?

Ja klar, es muss ja nicht immer ein Trip nach Schweden sein. Man kann zum Beispiel eine Tageswanderung machen. Oder einfach nur spazieren gehen. Man kann auch mal eine Nacht im Freien verbringen. Man muss ja nicht gleich in den nächsten Wald rennen, sondern man kann im Garten zelten oder mal auf der Terrasse oder dem Balkon übernachten. Natürlich immer mit der passenden Ausrüstung. Oder man macht eine schöne Radtour. Wichtig ist immer gesunder Menschenverstand und Respekt gegenüber der Umwelt und der Natur. Verlass die Orte so, wie du sie vorgefunden hast. Mach da nichts kaputt, brich da nicht überall was ab, säg‘ keine lebenden Bäume um.

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