Reiner Erholungsschlaf? Nein! Darum schlafen wir wirklich

Wieso schlafen wir? Um zu regenerieren? Um unser Immunsystem zu aktivieren? Um den Stoffwechsel zu regulieren? Um die Zellen zu erneuern? Alles (zumindest teilweise) richtig. Aber Schlaf spielt auch bei einem ganz anderen Prozess eine Rolle, wie Forschende der University of Wisconsin herausgefunden haben. Die Theorie der Psychiater:innen um Chiara Cirelli und Giulio Tononi des "Wisconsin Center for Sleep and Consciousness": Sowohl Tiere als auch wir Menschen schlafen, um zu vergessen.

Studie zur Funktion von Schlaf: Welcher Aufgabe dient er wirklich?

Aber warum sollten wir vergessen wollen, was wir vermutlich mühsam über den Tag an neuen Erkenntnissen gewonnen haben? Weil unser Gehirn die schiere Masse einfach nicht verarbeiten kann. Es baut während des Tages sekündlich neue Synapsen auf, wenn wir etwas denken, sehen, tun oder hören. Diese Verbindungen verknüpfen vor allem Informationen miteinander. Auch Erinnerungen werden hier gelagert.

Die US-amerikanische Untersuchung konnte nun aufdecken, dass die Synapsen während des Schlafs teilweise zerschnitten werden. Um fast 20 Prozent sinkt die Anzahl der Synapsen während der Ruhephase. Das ist notwendig, damit unwichtige Erinnerungen, mit denen unser Gehirn nichts mehr anfangen kann, verloren gehen. Diese Theorie heißt synaptische Homöostase-Hypothese, und Cirello und Tononi konnten sie in ihrem Labor-Experiment an Mäusen beweisen.

Wir schlafen, um (Unwichtiges) zu vergessen

Aber warum müssen wir bestimmte Dinge wieder vergessen? Eine Antwort lautet: Wenn wir jedes schlimme Detail aus der Vergangenheit in Erinnerung behalten würden, würde uns das massiv im Alltag beeinträchtigen. Indem wir etwa negative Erfahrungen schneller aus dem Gedächtnis verbannen, können wir in späteren Situationen entspannter reagieren. Und genau dafür brauchen wir den Schlaf.

Das bedeutet aber natürlich nicht, dass alle Synapsen während des Schlafs durchtrennt werden und wir alles wieder vergessen, das wir jemals gelernt haben. Im Gegenteil: Indem unser Gehirn Unwichtiges "löscht", ist mehr Platz für relevante Informationen und wir können Neues lernen.

Als Ausrede für vergessene Geburtstage kann die wissenschaftliche Erkenntnis also leider nicht dienen – es sei denn, die Person, dessen Ehrentag Sie buchstäblich verschlafen haben, ist Ihnen nicht wirklich wichtig.

Verwendete Quellen: The New York Times, news.wisc.edu

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