Anfang September dieses Jahres erschien mit "The Legend Of Robin Hood" das mittlerweile 27. Studioalbum von Chris de Burgh (73, "The Lady in Red"). 2022 will der Ire die Weltpremiere seines Musicals "Robin Hood" im hessischen Fulda feiern und alte und neue Songs endlich wieder vor Live-Publikum präsentieren. Wie sehr ihm die lange Corona-bedingte Auszeit zu schaffen macht und warum er seine Tochter Rosanna Davison (37, "When Dreams Come True") bewundert, erzählt er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Außerdem verrät de Burgh, der 2024 sein 50-jähriges Jubiläum im Musikgeschäft feiert, ob er jemals ans Aufhören gedacht hat und welcher Auftritt ihm bis heute besonders in Erinnerung geblieben ist.
Wir wollten ursprünglich über Ihre für November und Dezember geplante Tour sprechen, die nun allerdings Corona-bedingt in den Sommer 2022 verlegt wurde. Wie sehr macht Ihnen als Künstler die Pandemie zu schaffen?
Chris de Burgh: Es ist immer noch nicht einfach, nicht nur für mich, sondern auch für so viele andere Menschen, die im Live-Segment arbeiten. Mein letztes Konzert war tatsächlich am 4. Dezember 2019, da spielte ich mit meiner Band in Antwerpen in Belgien, es war das letzte von 68 Konzerten in zwölf Ländern. Ich habe die lange Zeit aber kreativ genutzt und mein neues Album "The Legend Of Robin Hood" produziert und an dem gleichnamigen Musical gearbeitet.
Viele Menschen haben seit Pandemiebeginn mit psychischen Problemen zu kämpfen. Haben Sie jemals unter Depressionen oder Ähnlichem gelitten?
De Burgh: Das habe ich nicht, aber ich kenne Menschen, die es taten. Eines der härtesten Dinge, an die Menschen sich gewöhnen müssen, ist Enttäuschung. Man wird so häufig mit ihr konfrontiert. Während der Pandemie konnte man seine Verwandten nicht sehen, nicht zu Beerdigungen gehen, nicht heiraten. Ich denke, das wird einen bleibenden Effekt haben. Das vorausschauende Planen ist eine Sache der Vergangenheit geworden.
Auch die eigene Kindheit spielt oftmals eine Rolle.
De Burgh: Sie hat einen Einfluss darauf, wie man sich heute verhält. Da haben Sie Recht. Mein Erwachsenwerden war gelinde gesagt bizarr. Ich lebte in Argentinien, Afrika und Irland, ging auf ein hartes Internat und war über Monate hinweg von meiner Mutter und meinem Vater getrennt. Es hat mir definitiv eine innere Stärke verliehen, die ich in meinem Geschäft brauche. Emotional bin ich vermutlich geschädigt. Beim Komponieren und Texten konnte ich aber viele Dinge verarbeiten.
Wie und wo haben Sie die letzten eineinhalb Jahre verbracht?
De Burgh: Nun, Irland hatte einen sehr harten Lockdown und man hat sich selbstverständlich an die Maßnahmen gehalten. Ich lebe außerhalb von Dublin auf dem Land. Dort den Lockdown zu verbringen, war bestimmt einfacher als in der Stadt. Die Zeit war keineswegs einfach. Ich bin aber zumeist ein positiv gestimmter und freudvoller Mensch und konnte diese Eigenschaft trotz der vielen Einschränkungen bewahren. Als der Bewegungsradius, in dem man sich außerhalb seines Hauses bewegen durfte, auf zehn Kilometer ausgeweitet wurde, konnte ich endlich meine Tochter besuchen, die damals gerade ein kleines Mädchen namens Sophia zur Welt gebracht hatte.
Die Kleine nennt Sie „Bam Bam“.
De Burgh: Ja genau. Das ist so niedlich. Sie konnte nicht Opa (Engl.: "Grandpa") sagen, deshalb nennt sie mich Bam Bam. Es ist ein wundervolles Gefühl, wenn man Enkel bekommt.
Für Ihre Tochter war es nicht einfach, Kinder zu bekommen.
De Burgh: Nein, sie hatte eine Reihe an Fehlgeburten, 15 an der Zahl. Ich weiß nicht, wie sie damit fertiggeworden ist. Aber ich bewundere sie für ihren Mut und ihre Stärke! Wie durch ein Wunder haben sie und ihr Mann nun allerdings noch zwei niedliche Jungen namens Oscar und Hugo bekommen.
Um es mit dem Titel Ihres aktuellen Songs „Legacy“ auszudrücken: Sie sind wie Sophia nun Teil Ihres familiären „Vermächtnisses“.
De Burgh: Ja – und sie kamen absolut aus dem Nichts.
2022 feiert Ihr Musical „Robin Hood“ in Fulda Weltpremiere. Wie Sie bereits sagten, ist es während des Corona-Lockdowns entstanden.
Chris de Burgh: Ja. Ich verbrachte viel Zeit beim Schreiben. Das Musical wird die Zuschauer in die Welt des Mittelalters entführen. Bei "Robin Hood" konnten wir uns aber auf keine Handlung berufen, also haben wir basierend auf den Hauptcharakteren – Robin, Lady Marian, der Sheriff von Nottingham – eine neue und eigenständige Interpretation der Legende Robin Hood erschaffen. Eine packende Geschichte über den Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit. Ich freue mich schon wahnsinnig auf die Premiere am 3. Juni.
Was war zuerst da, Ihr Album „The Legend of Robin Hood“ oder das Musical?
De Burgh: Nun, um die Handlung des Albums zu erweitern, schrieb ich zunächst eine Kurzgeschichte (als Audiobuch erschienen unter dem Titel "The Legend of Robin Hood: A Short Story"). Ich fungiere auch als Erzähler und habe einige der Stimmen eingesprochen. Wenn man beides (Audiobuch und Musikalbum) gemeinsam hört, erwacht alles zum Leben – wie ein Film.
Und daraus entstand dann das Musical. Haben Sie so etwas denn zuvor schon einmal gemacht?
De Burgh: Nein. Ich habe noch nie ein Musical geschrieben und auch kein Buch. Ich liebe aber Herausforderungen.
„The Legend of Robin Hood“ ist Ihr 27. Studioalbum. Hat sich bezüglich der Art und Weise, wie Sie Platten aufnehmen, in den vergangenen Jahrzehnten viel verändert?
De Burgh: Wir arbeiteten früher an einem riesigen Mischpult, das circa eine halbe Million gekostet hat. Es wirkte, als wäre man auf einer Raumstation. Heute kann man alles mit einem Laptop machen. Das bietet großartigen Komfort. Vieles hat sich verändert. Wie ich ein Album schreibe, ist gleichgeblieben.
Einige Ihrer älteren Songs, wie „Borderline“ oder „I’m Counting on You“, haben die Jahrzehnte überdauert. Viele Menschen glauben, dass sie eine politische Botschaft beinhalten.
De Burgh: In Bezug auf "Borderline" dachten viele Menschen in Nordirland lange Zeit, es ginge um den dortigen Konflikt. Dem ist aber nicht so. Ich hüte mich sehr vor politische Äußerungen, bin mir aber politischer Themen bewusst. Es macht mich zum Beispiel wütend, wenn ich sehe, was derzeit in vielen Ländern mit Frauenrechten passiert. Vor Jahren schrieb ich einen Titel namens "Keeper of the Keys", in dem es inhaltlich um etwas Ähnliches geht: Männer dürfen nicht das Recht haben, Frauen zu sagen, was sie anzuziehen oder was sie mit ihrem Leben anzufangen haben. Eine Frau soll die gleichen Rechte, aber auch die gleichen Möglichkeiten haben, ihr Leben zu leben und zu gestalten.
Ist Musik für Sie denn ein Werkzeug, um das Handeln von Menschen positiv zu beeinflussen?
De Burgh: Nicht wirklich. Ich möchte die Meinungen der Menschen nicht verändern, aber ich denke, es lohnt, zum Nachdenken anzuregen.
Als Musiker arbeiten Sie in einer harten Branche – und das seit über 40 Jahren. Dachten Sie jemals ans Aufhören?
De Burgh: Ja, vor sehr langer Zeit in Seattle. Ich war als Opening-Act auf Tour und da der Haupt-Künstler um 20 Uhr anfing, mussten wir bereits um 19:30 Uhr bei voller Beleuchtung auf die Bühne. Die Menschen kamen gerade erst herein. Das allein ist schon schwer, aber ungefähr zehn Leute schmissen Flaschen oder ähnliches auf die Bühne. Ich war so wütend und wollte am liebsten nach Hause fahren.
Schlechte Kritiken tun vermutlich auch jedes Mal weh.
De Burgh: Kritik ist für mich eher irrelevant. Der Grund, warum man Erfolg hat ist, dass die Menschen die Platten kaufen und zu den Konzerten kommen.
Heute blicken Sie auf eine unvergleichliche Karriere zurück. 2024 feiern Sie Ihr 50-jähriges Jubiläum. Welcher Auftritt ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
De Burgh: Ich spielte (im antiken) Ephesos in der Türkei. In einer Arena, die 300 Jahre vor Christi Geburt erbaut wurde. Neben ihr gibt es ein Dorf, das fast noch gänzlich unversehrt ist. Ich stand dort auf der Bühne unter einer Million Sternen und vor 20.000 Menschen und bekam Gänsehaut.
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