Trendforscher und Philosoph David Bosshart versucht, die Welt besser zu verstehen.
„Wenn wir stark in die Zukunftgehen wollen, müssen wirbereit sein den Wandel zuzulassen, denn der Wandel beginnt im Kopf.“ DavidBosshart ist Trendforscher, seine Arbeitsschwerpunkte liegen vor allem imBereich der Zukunft desKonsums und gesellschaftlichem Wandel sowie der Globalisierung und derpolitischen Philosophie. Deshalb ist es kein Wunder, dass Bosshart große Fragenaufwirft: Was ist das menschliche Maß? Wollen wir uns am faszinierendenUnmöglichen orientieren, wie zum Beispiel Elon Musk, oder eher ambesorgniserregenden Möglichen? David Bosshart gibt auf dem Wirtschaftsforumeinen Einblick, wie dringend wir Wachstum benötigen, jedoch trotzdem sinnvollesund nicht nur um des Wachstums willens.
Bosshart istgelernter Philosoph und sieht sich deshalb als jemand, der versucht, die Welt besser zu verstehen.Dabei möchte er jenseits von Optimismus und Pessimismus denken: „Menschenbrauchen eine Vision für dieZukunft. Die Zukunft soll auch immer ein Möglichkeitsraum sein undTrendforscher versuchen, diese Möglichkeitsräume zu erforschen.“
Extreme Welt der Digitalisierung
LautBosshart bewegen wir uns bei der Digitalisierung in einen Bereich der Extreme:Das Verrückte dabei sei, dass niemand sagen könne, wohin die Reise gehe, denn der Horizont beträgt 360 Grad. Bosshartist davon überzeugt, dass wir uns wieder ändern müssen, weil so wie es ist,könne es nicht weitergehen: beispielsweise mit den Klimazielen oder mit denFinanzmärkten. „Zukunftheißt ja immer auch, dass du an etwas glauben musst. Für junge Menschen ist dasenorm wichtig, dass man glaubt, dass man etwas machen kann. Heute fehlt schonvielen der starke Willeetwas auch durchzusetzen.“ Mit der Digitalisierung einher gehen auch die Verschwörungstheorien. Der Trendforscherist davon überzeugt, dass diese in Zukunftnoch viel mehr zunehmen werden, auch Donald Trump habe seinen Teil dazubeigetragen. Denn der Unterschied zu dem Zustand vor ein paar Jahren sei, dassman damals hauptsächlich zentralisierte Medien hatte, mittlerweile wird – auchdurch Social Media – alles dezentralisiert. Und in dem Moment, in dem die Gesellschaft nicht mehr die Hierarchie habe, treffen sichMenschen nur noch in Kleingruppen, diealle dieselbe Meinung haben. Durch dieDigitalisierung ist es für Experten schwerer geworden, Faktoren für Wachstum zuidentifizieren. Es gibt mittlerweile viel mehr Wachstumsnarrative wiebeispielsweise den Tourismus oder Skills.
Experimente mit Trump-Fans
In derVergangenheit gab es diverse Experimente, beispielsweise mit Trump-Anhängern, die vorwiegend Fox Newskonsumierten: Diese mussten eine Zeit lang die liberale Zeitung New York Times lesen, und dafür haben Leserder NYT sich die Fox Newsangesehen. Das überraschende Resultat: Es konnte zwar mehr Verständnis für die jeweils andere Seiteaufgebracht werden, aber an der Haltung und der Ideologie hat sich nichtsverändert. Bosshart erklärt dazu: „Wichtig ist, weiter kritisch zuhinterfragen. Diese Basics muss man weiter fördern: In Zukunft wird die Aus- und Weiterbildung noch viel wichtiger werden. DerLehrerberuf ist wahrscheinlich der anspruchsvollste und wichtigste in unsererGesellschaft.“ Eine Paradoxie sieht Bosshart trotzdem im „Mehr-Wissen“. Je mehrwir tun, desto mehr lernen wir, dass wir nicht genug tun.
Zur Person
David Bosshart
Trendforscher
Wohnort Schweiz
Laufbahn War von 1999 bis 2020 CEO des Gottlieb Duttweiler Institute for Economic and Social Studies. Heute ist er Präsident der Gottlieb & Adele Duttweiler Stiftung, Inhaber von Bosshart & Partners und im Beirat der SIGNA Retail.
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