Mit 3G: Wintertourismus startet in unsichere Saison

Die Tourismusbranche will den heurigen WInter mit der „3G-Regel“ durchziehen und Urlaub möglich machen. Von einem neuerlichen Lockdown gehe man derzeit jedenfalls nicht aus.

„Einen Lockdown wird es mit100-prozentiger Sicherheit nicht geben, nachdem jetzt etwa 65 Prozentgeimpft sind“, sagte der Tourismusexperte desWirtschaftsforschungsinstituts, Oliver Fritz, am Rande derSeilbahntagung in Zell am See zur APA. Allerdings ist die Saison „mitgroßen Unsicherheiten“ behaftet.

Öffnung der Skigebiet hat bereits begonnen

Die Öffnung der Skigebiete hat bereits begonnen. Mit der3G-Regel – geimpft, genesen oder getestet – in Hotels und Gastro sowiean den Skiliften, der FFP2-Maskenpflicht in den Gondeln, Après-Ski nachden Bestimmungen der Nachtgastronomie, also „2G“ (geimpft oder genesen),und großzügigen Stornobedingungen will man den Urlaubern den Winterschmackhaft machen.

Corona-Infektionszahlen steigen – vor allem in Salzburg

Indes gehen in Österreich die Coronavirus-Infektionszahlenderzeit wieder steil nach oben. In der wichtigen WinterdestinationSalzburg ist die Corona-Ampel erst kürzlich auf Rot („sehr hohesRisiko“) gesprungen, im noch stärkeren Winterziel Tirol zeigt sie Gelb(„mittleres Risiko“), so auch in Vorarlberg und im Osten Österreichs(inklusive Wien). In den restlichen Bundesländern steht die Ampel auf Orange („hohes Risiko“).

Buchungslage in Österreich derzeit gut

Dieaktuelle Buchungslage ist aber Branchenstimmen zufolge gut. DieUrlauber entschieden sich jedoch extrem kurzfristig und erhielten rechtgroßzügige Stornomöglichkeiten, berichtete Fritz. „Sonst würden sie garnicht oder noch kurzfristiger buchen“, schätzt der Wifo-Experte. „DieReiselust ist da, aber die Unsicherheit ist groß“, brachte er die Lageauf den Punkt. Die Nächtigungen oder auch die Einnahmen derBeherbergungsbetriebe könnten im Vergleich zur Wintersaison vor derKrise um nur 10 Prozent zurückgehen, aber auch um 30 Prozent. „Das weißniemand, macht aber einen großen Unterschied“, hielt Fritz fest.

„3G-Regel“ im Detail noch unklar

Ungewiss ist derzeit auch noch, wie genau die 3G-Regel beispielsweise bei den Seilbahn- und Liftbetrieben im Detail abgewickelt werden soll – die Vorgaben hat die Regierung vor mehr als vier Wochen grob umrissen, die entsprechende Covid-Maßnahmenverordnung liegt aber noch nicht vor. Fix ist etwa die FFP2-Maskenpflicht in Gondeln, die wie öffentliche Verkehrsmittel behandelt werden und ohne jegliche Kapazitätsbeschränkungen, also voll befüllt, fahren dürfen.

„Unssind ein bisschen die Hände gebunden – wir wollen 3G machen und stehenin den Startlöchern“, erklärte der Obmann des Fachverbands derSeilbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) undÖVP-Nationalratsabgeordnete Franz Hörl im Gespräch mit der APA. DerVerkauf der Saisonkarten laufe seit 1. Oktober – den Kunden werdekommuniziert, dass sie die 3G-Regel erfüllen müssten. Strittig ist nunetwa, wer deren Einhaltung wann überprüft. „Die Kontrolle kann bei denLiftbetreibern nur über den Verkauf erfolgen“, bekräftigte Hörl denStandpunkt der Branche.

Verordnung für den Wintertourismus verzögert sich

Besagte Verordnung für den Wintertourismus verzögert sich, da sie mit den Vorgaben für die geplante 3G-Regel am Arbeitsplatz gekoppelt ist. Letztere ist aber noch mit gesetzlichen Unsicherheiten behaftet. „Man könnte das teilen, das wäre unser Wunsch“, so der Sprecher der heimischen Seilbahnwirtschaft. Denn dann könnte der Erlass des Gesundheitsministeriums für die Touristiker früher am Tisch liegen.

Trotz des Wartens auf die Details der neuen Covid-Maßnahmenverordnung für den Winter sieht Hörl den kommenden Monaten optimistisch entgegen – nicht zuletzt wegen der erfreulichen Bilanz in der abgelaufenen Sommersaison. „Teilweise erreichten Unternehmen im Sommer sogar wieder Vorkrisenniveau und konnten die Ersteintritte gegenüber 2020 wieder um 10,5 Prozent steigern“, berichtete der Seilbahnsprecher.

Auch die Chefin der nationalen Tourismusmarketing-Organisation Österreich Werbung (ÖW), Lisa Weddig, strich das positive Ergebnis im Sommer hervor. Im August seien die Urlaubsbuchungen sogar besser als im Rekordsommer 2019, also vor der Coronakrise, gewesen. „Auch der Herbst sieht gut aus“, so die ÖW-Geschäftsführerin. „Wir sind zuversichtlich, dass wir diesen Schwung in den Winter mitnehmen können.“

Die ÖW pumpt heuer 10 Mio. Euro in die Bewerbung von Winterurlaub in Österreich – das ist der höchste Betrag, den die Organisation je für eine Winterkampagne aufgewendet hat. „Die Menschen wollen den vergangene Saison ausgefallenen Winterurlaub nachholen“, ist sich Weddig sicher. Dass Österreich sehr früh seine Winterregeln präsentiert habe, auch wenn Details noch länger in der Ausarbeitung brauchten, „war wichtig und wirkt sich positiv auf die Buchungslage aus“. Sicherer Urlaub während der Pandemie sei möglich, das habe Österreich wiederholt bewiesen, zuletzt diesen Sommer. „Die Branche ist gut vorbereitet.“

(Die Gespräche führte Birgit Kremser/APA)

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