Vor 30 Jahren, am 9. Oktober 1991, starb Schlagerlegende Roy Black (1943-1991) mit nur 48 Jahren. Seine Hits wie "Ganz in Weiß" oder "Du bist nicht allein" sind bis heute unvergessen. Viele seiner Fans erinnern sich auch gerne an die Serie "Ein Schloss am Wörthersee", in der Roy Blacks als Lennie Berger zu sehen war.
Sein Manager Wolfgang Kaminski blickt auf die gemeinsame Zeit mit Gerhard Höllerich – so Roy Blacks bürgerlicher Name – zurück. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht er über die Mythen, die sich um den Star ranken, und erzählt von privaten und beruflichen Erlebnissen mit dem Sänger und Schauspieler.
Wie wurden Sie sein Manager?
Wolfgang Kaminski: Roy Blacks Karriere stockte. Er war auf dem absteigenden Ast, die großen Erfolge lagen ein paar Jahre zurück. Ich selbst war in der Musikbranche als Veranstalter tätig und habe zuvor mit Udo Jürgens und Heino zusammengearbeitet. Am 30. April 1977 engagierte ich Roy Black in Hagen. An diesem Tag sprachen wir zum ersten Mal persönlich und privat miteinander. Im Anschluss an das Konzert bekam ich eine Zahlung von der Gema zurück, die Roy Black zugestanden hätte. Ich rief Roys Bruder Walter an, der damals sein Büro managte.
Bei dem Gespräch erzählte er, dass Roy und er am Wochenende in Dinslaken seien, und fragte, ob ich dazukommen wolle. Ich sagte zu. Wir aßen gemeinsam zu Abend und die beiden fragten, ob ich nicht eine Tournee organisieren wolle. Am nächsten Tag startete ich dann bereits mit der Organisation. Daraus wurde 1978 die sogenannte Bädertournee, die über zwei Monate ging. Dadurch lernten wir uns besser kennen. An einem Tag während der Tour hatte er ein Telefonat mit seinem Bruder Walter und fragte mich aus der Telefonzelle heraus, ob ich mir vorstellen könnte, das komplette Management zu übernehmen. Und von dem Moment an war ich nicht nur der Veranstalter Kaminski, sondern auch der Künstlermanager von Roy Black.
Sie waren über die Jahre sein Manager, sind aber auch ein guter Freund geworden. Wie würden Sie diese Beziehung beschreiben?
Kaminski: Er war zunächst der einzige Künstler, den ich bei mir im Management hatte. Später kamen dann noch Helmut Zacharias, Dschinghis Khan und Tommy Steiner und die Gruppe Wind dazu. Ich fuhr damals mit Roy noch zu allen Veranstaltungen, egal ob Auftritte, Fernsehen oder Plattenaufnahmen. Dadurch entstand eine immer engere und vertrauensvollere Zusammenarbeit. Jeder lernte das Leben des anderen sehr gut kennen. Er hat sehr oft bei mir und meiner Familie übernachtet, wenn er von Reisen kam. Meine Frau und mein damals sieben- oder achtjähriger Sohn haben ihn dadurch auch sehr gut kennengelernt. Wenn es in den Süden ging, war ich auch umgekehrt oft bei ihm und seiner damaligen Frau Silke über Nacht.
War es auch mal ein Problem, dass sich das Berufliche und Private so oft überschnitten haben?
Kaminski: Nein, das war ein Vorteil. Wir waren beide voller Enthusiasmus. Er war jemand, der schon alle Höhepunkte erlebt hatte, das kannte ich in dieser Form noch nicht, und er wollte da wieder hin. Für mich war das eine große Chance. Es wäre sicherlich eher ein Nachteil gewesen, wenn Roy Black immer noch so mega erfolgreich gewesen wäre. So hatte ich auch Zeit, ein bisschen durchzuschnaufen und ihn in langsamen Schritten wieder aufzubauen.
Roy Black und Gerhard Höllerich werden oft wie zwei unterschiedliche Menschen beschrieben. Der eine sympathisch und strahlend, eine Künstlerpersönlichkeit, und der andere hochsensibel und voller Zweifel. Wie haben Sie ihn denn als Person in Erinnerung?
Kaminski: Diese Trennung kann man gar nicht ziehen. Es hieß immer, er schauspielert in irgendeiner Form. Natürlich bringt der Beruf gewisse Schwierigkeiten mit sich. Man geht abends auf die Bühne, singt ein Lied, die Leute jubeln und man fragt sich: Habe ich auch wirklich genug geleistet? Aber dass es zwei voneinander getrennte Persönlichkeiten gibt, habe ich nie erlebt. Ich glaube, in jedem Beruf zweifelt man schon mal an dem, was man tut. Das hat er auch getan. Er hatte in seinem Lebensplan nie das Ziel, so erfolgreich zu sein, wie er war. Selbst als er angeblich weg vom Fenster war, wie früher gerne geschrieben wurde, hat er immer noch große Erfolge gehabt und sehr viel Geld verdient.
Roy Black war sehr naturverbunden. Tagsüber hat er große, teilweise abenteuerliche Wanderungen gemacht. Abends gab es dann die Verwandlung: Duschen, Smoking anziehen, auf die Bühne gehen. Natürlich ist das ein bisschen widersprüchlich. Aber das ist doch in jedem Beruf ähnlich. Bei Roy Black wird das immer hochstilisiert, was aber totaler Quatsch ist.
Gibt es eine Erinnerung an ihn, die Ihnen ganz besonders im Kopf geblieben ist?
Kaminski: Eine nicht, da gibt es wahnsinnig viele. Es gab viele Dinge, die wir mit Begeisterung geteilt haben. Wir sind beide gerne Rennrad gefahren und waren segeln. Die Bädertournee haben wir in den gemeinsamen Jahren immer wieder gemacht. Da hatte ich ein Boot oben an der Ostsee. Roy hatte in Großenbrode ein kleines Häuschen gemietet und von da aus sind wir dann sternförmig zu den einzelnen Konzerten gefahren. Tagsüber sind wir mit meiner Familie gesegelt. Auch sonst hatten wir immer unsere Rennräder auf dem Autodach, wenn wir unterwegs waren.
Natürlich waren die Konzerte immer mit hoher Konzentration und Professionalität verbunden. Aber die Arbeit hat uns Spaß gemacht. Es war eine jugendliche Unbeschwertheit, auch kein Geld verdienen zu müssen. Wir haben in diesen Jahren quasi unsere Jugend verlängert.
Roy Black hat früher auch viel Rock’n’Roll gesungen. Dann wurde er zum Schlagerstar. Manche Weggefährten haben erzählt, dass er eigentlich viel lieber Rockmusiker geworden wäre als Schlagersänger. Wie sehen Sie das?
Kaminski: Das ist ein Bild, das immer so dargestellt wird. Wenn ich schon von Unbeschwertheit spreche: Er hätte das ja machen können. Wirtschaftlich hätte er sich immer leisten können, ganz auszusteigen. Bei den Konzerten auf der Bühne hat man ja gesehen, dass er seinen Spaß hatte. Natürlich kann man "Ganz in Weiß" nicht zum tausendsten Mal immer noch mit Innbrunst und Gefühl singen. Natürlich ist das dann auch eine Form von Schauspiel. Das gehörte dazu. Aber da gab es nichts, was er nicht gerne gesungen hätte. Wer sollte ihn denn dazu gezwungen haben? Die Plattenfirma nicht und ich auch nicht. Wenn jemand so viel Geld hat, dass er bis an sein Lebensende nicht mehr arbeiten müsste, hat er das nicht nötig.
Sein Tod am 9. Oktober 1991 war für viele ein sehr großer Schock. Wie haben Sie diesen Tag erlebt?
Kaminski: In Verona wurden kurz zuvor die Schlussszenen von "Ein Schloss am Wörthersee" gedreht. Es gab eine große Party am Ende der Dreharbeiten. Danach hat er sich von allen verabschiedet. Bis heute hält sich die Legende, dass der Abschied anders gewesen sei als sonst. Das ist ja oft mit letzten Begegnungen so, dass man nach dem Tod etwas hineininterpretiert – ein Mythos, den es gar nicht so gegeben hat. Zum Übernachten ist Roy in seine Fischerhütte nach Heldenstein östlich von München gefahren. Sein Plan war eigentlich, weiter nach München zu seinem Rechtsanwalt und danach nach Herdecke zu seiner Lebensgefährtin Carmen Böhning und seinem wenige Wochen alten Baby Nathalie zu fahren. Am 8. Oktober haben wir noch mehrmals miteinander telefoniert, am 9. Oktober erreichte ich ihn dann nicht mehr.
Gegen Abend habe ich dann seinen Bruder Walter, der von Heldenstein etwa 45 Minuten entfernt wohnt, darum gebeten, mal nachzusehen. Später kam die Nachricht, dass er ihn tot aufgefunden habe. Am nächsten Morgen gab ich an den Westdeutschen Rundfunk durch, dass Roy Black verstorben sei. In den Acht-Uhr-Nachrichten fiel dann der Satz: Gestern Abend ist im bayerischen Heldenstein Roy Black im Alter von 48 Jahren gestorben. In der Sekunde wurde mir erst richtig bewusst, dass Roy Black tot ist. Die Nachricht von Walter war noch so unwirklich. Es von dem Nachrichtensprecher zu hören, war plötzlich so amtlich und offiziell. Danach brach dann die Lawine los, Journalisten versuchten, mit seiner Familie zu sprechen und mich als Manager zu kriegen. An seiner Trauerfeier am 16. Oktober waren 8.000 Menschen dabei. Ich hatte damals das Gefühl, die Welt steht still. Der Tod von Roy Black war das dominierende Thema. Ich habe nie zuvor und auch nie danach ein solches Interesse an einem Todesfall erlebt.
Wie sind Sie persönlich mit dem Verlust umgegangen?
Kaminski: Roy Black war eine öffentliche Person. Seine Trauerfeier fand öffentlich statt. Er wurde später dann eingeäschert, die Urne wurde im engsten Familienkreis beigesetzt. Das lief alles sehr mechanisch ab. Ich hatte damals oft gar keine Zeit, darüber nachzudenken, dass Roy Black nicht mehr lebt. Es gab immer noch so viele Geschehnisse um ihn herum. Ich war nach wie vor mit so viel Arbeit beschäftigt, weil es so viele Anfragen gab. Das ist eigentlich wie heute. Wir sprechen jetzt noch über den Tod. Mit der Zeit kamen auch immer mehr unwahre Geschichten hinzu. Ich habe mich dann immer gefragt: Wie würde Roy wollen, dass man reagiert? Mir wurden enorm hohe Summen geboten, dass ich Geheimnisse ausplaudere, die es nie gab. Lieber bleibt man doch bei der Wahrheit.
Auch heute – 30 Jahre nach seinem Tod – kennt noch jeder Roy Blacks Namen…
Kaminski: Gräber werden nach etwa 25 Jahren, wenn man die Zeit nicht verlängert, eingeebnet. Roy Black ist 30 Jahre tot und man spricht immer noch über ihn. Er ist nach wie vor eine Legende und bleibt uns als 48-Jähriger in Erinnerung. Das ist schon Wahnsinn.
Haben Sie heutzutage noch Kontakt zu seiner Familie, zu seinen Kindern oder zu seiner Lebensgefährtin, die er damals hatte?
Kaminski: Nein, gar nicht. Ich habe aber noch sehr guten und herzlichen Kontakt zu seinem Bruder Walter. Wir telefonieren ab und zu. Das sind Gespräche, die in der Regel sehr lange dauern und sehr intensiv sind. Walter hat auch eine ähnliche Sprechstimme wie Roy sie hatte. Das ist ein Kontakt, über den ich sehr glücklich bin.
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