Beatrice Egli ist eine der beliebtesten Schlagersängerinnen, doch auch sie muss mit Hasskommentaren im Netz zurechtkommen. t-online hat sie verraten, wie sie damit umgeht und was sie stark macht.
2013 gewann die Schweizerin Beatrice Egli „Deutschland sucht den Superstar“. Seitdem begeistert die inzwischen 33-Jährige mit Hits wie „Bunt“, „I.N.S.T.A.“ oder „Ganz egal“ die Schlagerwelt und in ZDF-Fernsehshows. Mehr als zwei Millionen Tonträger hat sie bereits verkauft. Seit Kurzem ist ihr neues Album auf dem Markt.
t-online: Frau Egli, in Ihrem Song „Ganz egal“ schlagen Sie ungewohnte Töne an und zitieren Hasskommentare aus dem Netz. Da schlackern einem ja die Ohren.
Da dachte ich mir: „Das hat sie jetzt nicht gesagt …“
Diese Reaktion finde ich gut, weil das ist leider Realität. Das erlebt man jeden Tag im Netz. Ich versuche da drüber zu stehen und irgendwie etwas Positives rauszuziehen. Heute denke ich meistens: „Diese Kommentare sind mir ganz egal.“ Aber es ist ein Prozess, bis man an diesen Punkt kommt. Vor zehn Jahren hätte ich das nicht so singen oder sagen können, weil ich damals im Kopf noch nicht so weit war.
Man hat aber schon den Eindruck: Beatrice Egli finden alle supernett, sympathisch, fröhlich. Gibt es da wirklich Leute, die Sie im Netz beleidigen?
So viele Menschen, wie mich kennen, so viele Meinungen gibt es über mich. Ich lese viele Kommentare und ich versuche sehr bewusst nur die guten zu lesen. Ich brauche Social Media, um mit den Fans in Kontakt zu bleiben. Diese – zum Glück sehr vereinzelt auftretenden – unschönen Kommentare muss man lernen zu übersehen. Das ist eine Kunst.
Inwiefern?
Wir alle sehen den klitzekleinen schwarzen Fleck auf einer weißen Wand. Alles ist schön weiß, aber dieser kleine Punkt stört. Es ist eine Trainingssache, das Gute zu erkennen. An vielen Tagen gelingt es mir, aber es gibt auch Tage, wo es mich trifft. So ganz spurlos gehen fiese Kommentare nicht an mir vorbei.
Das bleibt aber meist anonym im Netz, oder würden die Leute Ihnen das ins Gesicht sagen?
Nee, eben nicht. Wenn mich jemand wegen meiner Musik oder eines Auftritts kritisiert, dann höre ich mir das an und ich kann dem etwas entgegnen. Aber doch nicht bei etwas wie „Du bist dumm wie Brot“. Ich finde es unfassbar, wie man sich mit Dingen beschäftigen kann, die man nicht mag.
Haben Sie deswegen mal über eine Social-Media-Pause nachgedacht?
Social-Media-Detox ist ein Wort, das immer wichtiger wird. Ich bin froh, dass ich ein gutes Umfeld habe. Beruflich kann ich vieles vorbereiten und später posten. Privat kann ich diese Apps ignorieren und schreibe nur mit meinen Mädels in WhatsApp-Gruppen oder telefoniere mit ihnen. Ein bisschen Distanz zu den sozialen Medien tut jedem gut.
Im Netz tauchen natürlich auch Gerüchte auf. Wie dieser Schwangerschaftssatz über Florian Silbereisen, der völlig aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Ärgert Sie so etwas?
Gerüchte frei zu erfinden, finde ich schlimm. Sätze aus dem Kontext zu reißen aber genauso. Es gibt vieles, was ich mit Humor nehme. Aber das Thema Schwangerschaft bei einer Frau … Darüber sollten keine Geschichten erfunden werden. Das ist ein intimes Thema. Man muss den Respekt vor der Frau wahren. Deswegen habe ich diese Silbereisen-Zeile auch im TV angesprochen. Darüber macht man keine Witze, keine Lügen, gar nichts!
Als Sie damals bei DSDS zum Casting erschienen, hätten Sie gedacht, dass das Interesse der Leute an Ihrem Leben so groß werden könnte?
Ich habe schon damals während der Show gemerkt, dass das Interesse der Menschen groß ist. Ich bin eine normale Frau und mit meinen Freundinnen etwa tausche ich mich aus, was bei ihnen gerade in ihrem Leben und der Liebe los ist. Von daher kann ich das Interesse grundsätzlich verstehen.
Aber überrascht es Sie?
Ja, überrascht bin ich immer wieder (lacht).
Googeln Sie sich deswegen auch mal selbst?
Vor Interviews mache ich das, ja. Ich möchte checken, was gerade Thema ist, was die Medien über mich schreiben, damit ich ein wenig vorbereitet bin.
t-online-Reporter Sebastian Berning und Beatrice Egli im Interview. (Quelle: Privat)
Ist dieses Interesse an der eigenen Person die Schattenseite im Leben als Pop- oder Schlagerstar?
Es gab Zeiten, da war es mehr Schatten als heute. Denn wo Schatten ist, ist auch Licht. Und zum Glück war dieser Schatten noch nie zu groß. Ich habe gelernt, diese Aufmerksamkeit für Positives zu nutzen und Themen anzusprechen, die mich beschäftigen.
Sehen Sie sich als starke Frau?
Ja, ich bin eine starke Frau. Aber auch, weil ich meine Schwächen kenne und sie akzeptiere. Allerdings denke ich nie, dass ich stark genug bin. Denn das würde bedeuten, dass ich aufhören würde an mir zu arbeiten. Da bleibe ich dran.
- Schon gehört?: Beatrice Egli über häusliche Gewalt
- Chris de Burgh: “Daran werden Familien zerbrechen“
- Sängerin über finanzielle Engpässe: “Ich habe Existenzängste“
Lieben Sie sich selbst?
Ich empfinde viel Liebe für mich. Aber meine Selbstliebe ist zyklusabhängig (lacht). Ich bin eine normale Frau und es gibt Tage, da schaue ich in den Spiegel und denke: „Hey, Beatrice, was ist eigentlich los mit dir?“ Ich lebe ja schon 33 Jahre mit mir und habe gelernt, so Momente zu akzeptieren. Manchmal ist der Selbstzweifel größer als die Selbstliebe. Man muss das aushalten können. Das hat auch etwas mit Stärke zu tun.
Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel