Nach Flucht aus Syrien: Delovan konnte kein Wort Deutsch – jetzt hat sie ihr Abitur mit der Note 1,0 geschafft

Abitur mit der Note 1,0 – Jahrgangsbeste!

Delovan flüchtete 2014 mit ihrer Familie vor dem Krieg aus Syrien nach Berlin. Jetzt schließt sie als Jahrgangsbeste das Abitur mit der Note 1,0 ab. Was das unerreichbare Ziel vieler Schülerinnen und Schüler ist, hat Delovan tatsächlich geschafft – und das, obwohl sie vor ein paar Jahren noch kein Wort Deutsch sprechen konnte. Wie sie das geschafft hat und welche Hürden ihr auf dem Weg zum Einser-Abi begegnet sind, hat uns die 19-Jährige erzählt.

Von Syrien über den Irak nach Deutschland

Delovans Leben verlief achterbahnartig. Die 19-Jährige ist in der Ukraine geboren, da ihre syrischen Eltern zu dieser Zeit dort studierten. Aufgewachsen ist sie dann erst mit ihren Großeltern in einer Kleinstadt in Syrien, bis sie mit ihren Eltern in die Großstadt Aleppo zog. Als Delovan neun Jahre alt war, begann in Syrien der Bürgerkrieg.

Die Familie floh damals in den Nord-Irak. Deutschland war zunächst noch gar kein Thema. Erst Delovans Onkel, der schon seit über 20 Jahren in Berlin arbeitet, organisierte schließlich einen Flug vom irakischen Erbil in die deutsche Hauptstadt. Im Gespräch mit RTL beschreibt Delovan ihren ersten Eindruck: „Ich hatte ein Fremdheitsgefühl, ich wusste gar nicht, ob ich mich hier wohl fühlen kann.“

Devolan hatte gelernt, sich anzupassen

Als Delovan 2014 nach Berlin kam, war sie 12 Jahre alt und sprach kein Wort Deutsch. Das Schuljahr in Berlin war fast zu Ende, zwei Monate ging sie in die Willkommensklasse für Geflüchtete, bevor schon die Sommerferien starteten. Es war eine sehr intensive, schwierige Zeit, trotzdem „hatte ich irgendwas in mir, Ehrgeiz, Hoffnung, irgendwas in diese Richtung, das mir sagte: Hier kannst du doch vielleicht eine Zukunft haben“, so Delovan.

Doch es war nicht ihr erster Umzug, sie war quasi darin trainiert, sich ständig neu anzupassen, „und das war vielleicht auch der Grund, warum ich schnell die Sprache gelernt habe und gut in der Schule war.“

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"Ich habe oft geweint"

Nach lediglich zwei Monaten in der Willkommensklasse wollte Delovan nicht noch ein weiteres Schuljahr dort verbringen, sondern direkt in den regulären Unterricht. Diese Anfangszeit war unheimlich schwer für die Syrerin: „Ich konnte die deutsche Sprache nicht, das war meine größte Hürde. In dem ersten Jahr in der regulären Klasse war das so schwer, ich habe oft geweint. Es war eine Situation, die überfordernd war.“ Doch gleichzeitig hat es sie auch motiviert: „Ich habe manchmal das Gefühl gehabt, dass ich fremd bin, aber ich dachte mir: bleib positiv und zieh das Ding durch.“ Diese Einstellung hat sich ausgezahlt.

Einser-Abiture sind an Delovans Schule selten

Heute gehören Biologie und Musik zu ihren Lieblingsfächern, aber auch Politik hat ihr besonders gut gefallen, „dort haben wir Migration und auch die EU thematisiert und ich fand es gut, dass wir darüber so viel diskutieren konnten.“ Mutig seine Meinung zu äußern, ist eine von Delovans Stärken, die ihr sicher auch zum guten Notendurchschnitt verholfen hat. Denn auch wenn in Berlin im vergangenen Corona-Jahr der Schnitt der rund 14.500 Abiturienten mit 2,3 so gut war wie noch nie – und auch in diesem Jahr gut ausfallen wird, erreichen in der Regel nur rund zwei Prozent die Bestnote 1,0.

Besonders am Sartre-Gymnasium in Berlin Marzahn-Hellersdorf sind Einser-Abiture selten. Die Schule liegt im Berliner Abitur-Durchschnitt immer auf den hinteren Plätzen und kam im Jahr 2020 auf einen Notendurchschnitt von 2,63, wie die Berliner Morgenpost schreibt. Umso beeindruckender ist daher die Leistung von Delovan, die selbst Muttersprachler nur selten schaffen. (vba)



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