„Forever Young“ ist einer der größten Hits der 80er Jahre. Mit ihm wurde die Band Alphaville berühmt. Im Gespräch mit t-online erklären sie, wie sie heute über den Hit denken und wie sie mit dem Ruhm umgingen.
Von null auf hundert über Nacht. Das schafften die Synthie-Popper Alphaville 1984 mit ihren Singles „Big In Japan“ und „Forever Young“. Noch heute zählen diese Nummern zu den musikalischen Paradebeispielen für die schrille Klangwelt der 1980er Jahre. Für die Musiker änderte der plötzliche Erfolg alles, wie Sänger Marian Gold und der ehemalige Keyboarder Bernhard Lloyd im Interview mit t-online verraten.
Marian Gold: Erst wohnungslos, dann Spitzenhotels
„Ich selbst war zwar kein Punk, lebte aber mit ihnen zusammen“, erinnert sich Gold an die frühen 80er zurück. „Ich bin praktisch in diese Szene rein reingerutscht, weil ich in Berlin wohnungslos war. Da war man dann mit Leuten zusammen, die ebenfalls keine Bleibe hatten und denen es nicht gut ging. Im Sommer war es okay, im Winter war es ein bisschen härter.“ Doch direkt mit der ersten Alphaville-Single „Big in Japan“ konnte man auf Platz 1 der deutschen Charts steigen.
„Auf einmal fliegst du erste Klasse, während du vorher getrampt bist“, erinnert sich der Sänger an den Ruhm und dessen Vorzüge. „Auf einmal lebst du in den tollsten Hotels und vorher hatte man nicht mal eine eigene Wohnung. Also das war, als wäre man im Kino und man ist selbst in diesem Film drin.“
„Wie hätte es anders laufen können?“
Für seinen ehemaligen Weggefährten, Keyboarder Lloyd, war die Nummer-1-Single schön, aber auch nicht so wirklich überraschend, wie er verrät: „Es war nicht so, dass sich 84 unser tatsächliches Leben verändert hätte. Wie Marian schon sagte, waren wir in diesem Film. Es war irgendwie klar, wie alles laufen wird. Es war unglaublich, gleichzeitig vorhersehbar. Damals war ich noch Zivildienstleistender und habe gearbeitet, als dieser Anruf kam.“ Lachend fügt er hinzu: „Ich habe mich natürlich gefreut, aber es war absehbar, weil wir von unserer Musik dermaßen überzeugt waren. Wie hätte es da anders laufen können, dachten wir damals.“
Marian Gold tritt noch heute mit neuen Musikern als Alphaville auf. (Quelle: IMAGO / APP-Photo)
Doch wer glaubt, dass das Trio nur noch Champagner im Pool trank und ein Leben als Rockstars lebte, der irrt. „Highlife wie man sich das vorstellt, hatten wir gar nicht“, so Lloyd ganz nüchtern. „Wir haben schnell versucht alles zu verarbeiten und uns selbst zu finden. Es gab so viel Druck von außen, der vor den ersten Hits gar nicht da war. Beim zweiten Album kamen dann Anforderungen an uns. Ich glaube, dass wir dem aber standhalten konnten.“
„In der ‚Bravo‘ war ich ein 19-Jähriger, aber ich war fast 30“
Und mit dem zweiten Album „Afternoons in Utopia“ von 1986 und auch dem Nachfolger „The Breathtalking Blue“ von 1989 musste sich die Truppe selbst finden. „Nach dem Trubel der ersten Platte waren wir so viele Persönlichkeiten gleichzeitig. Wir waren oft das, was andere auf uns projiziert haben. Die ‚Bravo‘ hat uns zu Teenie-Idolen gemacht, dabei war ich fast 30. In der Zeitschrift wurde ich als 19-Jähriger verkauft“, lacht Gold. Dennoch habe die Band viel über sich selbst nachdenken müssen, um den Ruhm sacken zu lassen.
Heute hat man noch immer „Forever Young“, vielleicht noch „Big in Japan“, direkt im Ohr. Die restlichen, durchaus erfolgreichen Singles, kann man 2021 schon fast als Deep Cuts bezeichnen. Für Gold ist das zwar etwas schade, weil gerade der Drittling künstlerisch zum Besten gehöre, was Alphaville gemacht haben, wie er meint, aber allzu schlimm sei das auch nicht.
So denken sie heute über „Forever Young“
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„Den meisten geht es bestimmt nur um diesen einen Song. Vielleicht auch noch um ‚Big in Japan‘ und ein, zwei andere. Das ist aber ganz normal. Die 80er waren ein Umbruch. Singles wurden immer wichtiger“, reflektiert er die Dekade. „‚Forever Young‘ gilt heute als ein 80er-Standard. Aber der Song war, was seine Produktion und das Songwriting angeht, wohl eher noch 70er. Diese Verknüpfung mit den 80er-Jahren ist auch nichts, was mich ärgert. Aber es wird diesem Stück nicht gerecht, weil es komplett zeitlos ist. Da ist ein Trompetensolo drauf. Das ist mehr Barock als 1984.“
Auch Lloyd, der mit bürgerlichem Namen Bernhard Gössling heißt, freut sich über den anhaltenden Zuspruch für das Lied. „Es hat heute noch Relevanz“, meint er. „Das hätte man damals nicht mal zu träumen gewagt. Aus heutiger Sicht kann man schon stolz darauf sein, dass es all diese Zeit überlebt hat und noch heute vielen Menschen so viel bedeutet. Ich möchte das auf jeden Fall nicht klein reden.“
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