Seit Freitag ist die Mini-Serie „All You Need“ in der ARD-Mediathek abrufbar. Im Mittelpunkt der ersten queeren Serie im deutschen Fernsehen stehen vier homosexuelle junge Männer aus Berlin. Das Feedback in den sozialen Medien und die Kritiken zu „All You Need“ fallen fast durchweg positiv aus. Hauptdarsteller Benito Bause berichtet im Gespräch mit unserer Redaktion von „wunderbaren Nachrichten aus der LGBTQIA+- Community“ und ordnet die Bedeutung der Serie ein.
Ein bunter Cocktail sinkt in das Wasser eines Swimmingpools, am Boden des Schwimmbeckens sitzt Vince (Benito Bause). „Wahrscheinlich wundert ihr euch, warum ich hier sitze? Tja, willkommen in meinem Leben“, sagt seine Stimme aus dem Off, während Vince in die Kamera schaut und Luftblasen um ihn herum aufsteigen.
Im Anschluss läuft die Szene rückwärts ab, man sieht, dass Vince auf einer Poolparty ist und samt Cocktail ins Wasser gestoßen wird. Dann beginnt die eigentliche Handlung, sechs Wochen vor dem Party-Pool-Eklat.
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Bereits die erste Szene gibt den Tonfall der neuen Mini-Serie „All You Need“ gut wieder. Die Serie ist schnell, bunt, innovativ, im Hochglanzformat gedreht und die erste queere Serie, die für das deutsche Fernsehen produziert wurde.
Seit Freitag sind die fünf jeweils knapp 30 Minuten langen Folgen in der ARD-Mediathek abrufbar. Sowohl die Kritiken in den Medien als auch das Feedback bei Social Media fallen fast durchweg positiv aus.
„All You Need“: Benito Bause erhält positives Feedback
„Ich bekomme wunderbare Nachrichten bei Instagram aus der LGBTQIA+- Community. Es schreiben mir Menschen von überall aus Deutschland und über die Grenzen hinweg, wie viel es ihnen bedeutet, dass es diese Serie gibt“, erzählt Bause im Gespräch mit unserer Redaktion.
„Einige bedankten sich für die Sichtbarkeit von Schwulen, zu der die Serie beiträgt. Andere schrieben mir sogar, dass die Serie ihnen ein Stück Sicherheit gegeben hat. Viele freuen sich auf die zweite Staffel und das wiederum erfreut mich natürlich sehr. In meinem Freundes- und Familienkreis sind durch die Thematisierung der Serie offene Gespräch entstanden, zum Beispiel über toxische Männlichkeit, sexuelle Identität und die Gay Rights heutzutage. Das alles ist sehr bereichernd für mich“, erzählt der 30-Jährige weiter.
Bause spielt in der Serie den Medizinstudenten Vince, der den Fitnesstrainer Robbie (Frédéric Brossier) kennen und lieben lernt, Robbie hat aber offenbar das eine oder andere Geheimnis. Und dann ist da noch Levo (Arash Marandi), der beste Freund und Mitbewohner von Vince, der nun aber zu Tom (Mads Hjulmand) zieht, der gerade erst sein Coming-out hatte und seine Ehefrau und den Teenagersohn verlässt.
Dramedy zwischen Nachtleben und Alltag
Das Quartett durchstreift das Berliner Nachtleben, aber auch der Alltag und die Beziehungen der jungen Männer werden in „All You Need“ thematisiert. Die Serie von Regisseur Benjamin Gutsche ist Dramedy, mixt also Humor mit ernsten Themen. Dabei wird das eine oder andere Klischee gestreift, insgesamt funktioniert die Serie aber sehr gut, auch weil die vier Hauptdarsteller ihre Figuren überzeugend verkörpern.
Während vor 34 Jahren ein Kuss zwischen zwei Männern in der ARD-Serie „Lindenstraße“ noch für große Aufregung und Proteste aus Politik, Kirche und Gesellschaft sorgte, gehört Homosexualität längst zum deutschen Film und Fernsehen dazu. Eine Serie, die sich ausschließlich um schwule Charaktere dreht, gab es bisher aber noch nicht.
„‚All You Need‘ holt schwule Figuren vom Rand des Geschehens, wie sie im Film häufig als Freunde, Arbeitskollegen oder entfernte Bekannte auftauchen, in den Mittelpunkt der Erzählung“, erklärt Bause: „Die Hauptfiguren sind schwul und so etwas gab es in Deutschland bis jetzt noch nie, das würde ich als ein zwar sehr verspätetes, aber definitiv bedeutsames Novum beurteilen.
Hinzu kommt, dass ‚All You Need‘ mit Klischees spielt, um sie zu brechen und somit Einblicke in komplexe Tiefen der Figuren bietet. Damit trägt die Serie für viele zu einer Erweiterung der sonst gelebten Wahrnehmung bei.“
Kritikpunkt: „All You Need“ kommt nicht im Hauptprogramm
In den Kommentaren in den sozialen Netzwerken und den Kritiken wird von einem wichtigen Meilenstein gesprochen, von einer Serie, die es schon viele Jahre früher hätte geben müssen. Die Empathie und der Umgang mit den queeren Themen werden gelobt, genauso wie die ARD dafür, mehr Diversität zu wagen. Die Serie scheint den Geschmack der Zuschauer zu treffen, eine zweite Staffel wurde bereits bestellt.
„Ich glaube ‚All You Need‘ spricht ein breiteres Publikum an, denn die Resonanz auf den sozialen Netzwerken kam nicht ausschließlich aus der LGBTQIA+-Community“, sagt Benito Bause: „Besonders Jugendliche und im allgemeinen Menschen, die auf eine gute Mischung von Witz und Drama stehen, finden Gefallen an der Serie. Denn im Endeffekt sind es Geschichten von vier Männern, die im heutigen Berlin nach der großen Liebe suchen, und im Fall von ‚All You Need‘ sind diese Männer eben schwul.“
Bemängelt wird allerdings, dass die Serie nur in der Mediathek und am 16. und 17. Mai auf dem Spartensender ARD One zu sehen sein wird. Mit einer Ausstrahlung im Hauptsender „Das Erste“ hätte ein noch stärkeres Zeichen für mehr Diversität im öffentlich-rechtlichen Programm gesetzt werden können.
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