Bekannte Düfte günstiger kaufen?
Ein gutes Parfüm kann den ganzen Tag versüßen und dem anderen Geschlecht regelrecht den Kopf verdrehen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Dupes für bekannte Düfte. Parfüm-Experte Hans-Jörg Reuse vom Online-Händler Flaconi erklärt im Interview mit RTL.de, was Duftzwillinge ausmacht und wie sie sich von den Originalen unterscheiden. Zudem habe ich fünf Dupes von Larisé getestet und sie mit den teuren Originalen verglichen.
von Isabel Michael
"Dupes fehlt es daher oftmals an Duft-Komplexibilität"
Wo liegen die wesentlichen Unterschiede zwischen den Dupes und den Originalen?
Hans-Jörg Reuse: „Ein Dupe ist dem Markenduft in seiner Duftnote zum Verwechseln ähnlich, stellt jedoch nie eine genaue Kopie dar. Der Duftzwilling erscheint zudem im eigenen Gewand, also mit einem anderen Namen und Flakon als der Markenduft. Wir grenzen Dupes also ganz klar von Fakes ab. Ein Dupe ist deutlich günstiger als das Original, in der Regel kommen hier Aromen aus synthetischer Herstellung zum Einsatz. Gerade bei einem hochwertigen Original kombiniert der Parfumeur hingegen, bis zu 100 meist natürliche Duftaromen – das ist einfach nicht zu kopieren! Dupes fehlt es daher oftmals an Duft-Komplexibilität, sie ähneln meist lediglich in Kopf- und Herznote der Duftpyramide des Originals.“
Wie kommt der günstige Preis der Dupes zustande?
„In der Herstellung ist ein Dupe deutlich günstiger als das Original. Zum Einen werden günstige Inhaltsstoffe verwendet, aber auch am Flakon und der Verpackungen wird gespart. Häufig wird der Duft in deutlich höherer Auflage produziert, kostenaufwendiger Vertrieb entfällt und natürlich gibt es weder Marketinginvestitionen noch eine aufwendige Markenpflege. Auch die Personalkosten im Parfümerie-Segment sind im Verhältnis deutlich höher, zum Beispiel beim Drogeriemarkt.“
Warum lohnt es sich oft trotzdem auf das Original zurückzugreifen, obwohl das Dupe auf den ersten Eindruck genauso riecht wie das Original?
„Ein Dupe ist dem Original nur ähnlich bis sehr ähnlich, am Ende also immer ein Imitat. Es ist oftmals auch so, dass die Dupes nicht so lange anhalten, wie die Originale. Dies hat mit der leichteren Duftkonzentration zu tun. Ein Duft-Original wird, angefangen bei der Rohstoffbeschaffung, bis hin zum Moment in dem ein Kunde sich für das Produkt entscheidet, mit einem sehr hohen Aufwand und Leidenschaft bearbeitet – das spielt für viele Kunden nach wie vor eine entscheidende Rolle.“
Der Duft-Test
Flowerbomb von Viktor & Rolf
Flowerbomb von Viktor & Rolf
Aber die Frage, die sich nun stellt, ist doch: Duften die Dupes tatsächlich wie die Originale? Das wollte ich herausfinden. Ich habe insgesamt fünf Marken-Parfüms (Eau de Parfum) und die passenden Dupes dazu von Larisé getestet. Folgende Düfte wurden gecheckt:
Frauendüfte:
- Flowerbomb von Viktor & Rolf, Dupe: 134 (blumig-orientalisch)
Duftbeschreibung (Original): Die Düfte verführen mit einer Komposition aus Bergamotte und Tee in der Kopfnote, gefolgt von Jasmin, Orchidee und Freesie. In der Basisnote warten florale Akzente mit Rose und Patchouli. - Black Opium von Yves Saint Laurent, Dupe: 143
Duftbeschreibung (Original): Eine kraftvolle Kaffeenote bildet hier den Empfang und kitzelt die Neugier wach. In der Herznote warten feminine Akkorde von Sambac-Jasmin und Orangenblüten-Absolute. Die Basis bilden Zedernholz und Paschuli. - Libre von Yves Saint Laurent, Dupe: 177
Duftbeschreibung (Original): Das sexy-kühle Parfüm Libre besticht mit aufregenden femininen und maskulinen Kontrasten: So trifft kühler Lavendel auf zarte Vanille. Gemeinsam mit Neroli, Mandarine und Orangenblüten-Absolue in der Kopfnote ist dieser florale Duft in jeder Hinsicht einzigartig.
Männerdüfte:
- 1 Million von Paco Rabanne, Dupe: 422
Duftbeschreibung (Original): Ein Duft für Jeder(-Mann): Bei One Million treffen salzige Akzente von Marine-Tuberose und Amber-Holz auf einen Lederakkord mit warmen Kiefer-Noten. So bekommt der kraftvoll-blumige Herrenduft seine ganz besondere maskuline Note. - Sauvage von Dior, Dupe: 477
Duftbeschreibung (Original): Frisch und perfekt für die wärmere Jahreszeit: Der geheimnisvolle Duft Sauvage von Dior besticht mit Bergamotte aus Kalabrien während rauchige Akzente des Vanille-Absolues aus Papua-Neuguinea die holzige Ambra-Duftspur von Ambroxan® umhüllen, um die Maskulinität zu unterstreichen.
Black Opium von Yves Saint Lauent
Black Opium von Yves Saint Lauent
Libre von Yves Saint Laurent
Libre von Yves Saint Laurent
Geruch und Haltbarkeit – Wie sehr ähneln die Dupes dem Original?
1 Million von Paco Rabanne
1 Million von Paco Rabanne
Die Larisé-Düfte kommen den Originalen geruchstechnisch wirklich nahe. Dennoch sind mir nach mehrmaligem Schnuppern einige Unterschiede aufgefallen – nicht nur in puncto Geruch, sondern auch bezüglich der Haltbarkeit.
Flowerbomb von Viktor & Rolf, Dupe: 134
Auf den ersten Eindruck riechen beide Düfte gleich. Trotzdem lässt sich beim ausführlichen Geruchstest feststellen, dass das Original erstaunlicherweise etwas weniger intensiv duftet als das Dupe von Larisé. Dafür kommt die Rose in der Basisnote besser zur Geltung. Der Larisé-Duftzwilling macht einen etwas süßlicheren Eindruck und verfliegt deutlich schneller, sodass man hier öfter mal nachsprühen muss. Insgesamt macht das Original einen „runderen“ Eindruck, da insbesondere die blumigen Noten meiner Meinung nach besser hervorstechen. Dennoch: Das Dupe kommt dem Original extrem nahe. Die feinen Unterschiede lassen sich nur im direkten Vergleich und nach mehrmaligem Riechen feststellen.
» Duft-Favorit: Das Original.
Black Opium von Yves Saint Laurent, Dupe: 143
Auch hier sind die Unterschiede beim ersten Geruchstest kaum feststellbar – fast noch weniger vorhanden als bei Flowerbomb. Dennoch riecht Black Opium etwas „natürlicher“ und süßlicher als Larise. Jedoch mag ich die Intensität des Dupes auch sehr. Erstaunlicherweise hält das Dupe hier wirklich extrem lange, wenn auch nicht so lange wie Black Opium.
» Duft-Favorit: Unentschieden.
Libre von Yves Saint Laurent, Dupe: 177
Beide Düfte riechen sehr intensiv, wobei Larise hier auf den ersten Eindruck sogar eine bessere Figur macht. Unterschiede lassen sich im Vergleich zu den anderen Frauendüften schneller feststellen, auch wenn Larise dem Original wieder einmal extrem nahe kommt. Larise riecht ein wenig frischer und sogar intensiver, hält dafür aber weniger lange als Libre. Dafür ist das Geruchsbild des Marken-Duftes insgesamt ein wenig „runder“ und natürlicher als dies beim Dupe der Fall ist. Trotzdem gefällt mir das Dupe hier sehr gut, auch wenn es meiner Meinung nach nicht so gut an das Original herankommt.
» Duft-Favorit: Unentschieden.
1 Million von Paco Rabanne, Dupe: 422
Hier lohnt sich eindeutig der Kauf des Original-Duftes, denn dieser riecht um einiges würziger und intensiver als die Version von Larise. Zudem hält er sehr viel länger. Larise kommt zwar wie immer an den Duft gut heran, schafft es aber nicht, feinere Unterschiede zu beseitigen. Zudem verfliegt es leider ziemlich schnell.
» Favorit: Das Original.
Sauvage von Dior, Dupe: 477
Im Fall von Sauvage ist Larise ein extrem gutes Dupe gelungen, denn der Duft ist zwar ein wenig zurückhaltender, kommt aber unfassbar nah an das Original heran. Beim mehrmaligen Schnuppern und Vergleichen lässt sich dann auch wieder feststellen, dass das Dior-Parfüm ein wenig würziger riecht. Auch schneidet es im Haltbarkeitstest ein wenig besser ab als Larise.
» Duft-Favorit: Unentschieden.
Sauvage von Dior
Sauvage von Dior
Welche Rolle spielt der Preis der Dupes?
Natürlich ist der ausschlaggebende Punkt für viele Dupe-Käufer der Preis. Denn dieser liegt bei Duftzwillingen in der Regel weit unter dem der Originale. So kosten alle Düfte von Larisé 19,95 Euro (50 ml). Das ist ein echtes Schnäppchen, wenn man sich die Preise der Original-Düfte anschaut. Bei Flowerbomb sparen Sie beim Dupe insgesamt 55 Euro (reduzierter Preis bei Flaconi: 74,95 Euro). Im Falle von Black Opium sind es 42,74 Euro (reduzierter Preis bei Douglas: 62,69 Euro) und bei Libre sind es 39 Euro (reduzierter Preis bei Flaconi: 58,95 Euro).
Ähnlich sieht es bei den Männerdüften aus: Für Paco Rabanne zahlen Sie bei Douglas aktuell 53,49 Euro und sparen somit 33,54 Euro bei Larisé. Für Sauvage müssten Sie bei Flaconi circa 30 Euro mehr zahlen, wenn Sie sich für das Original entscheiden. Preislich kann man hier also den Dupes ganz klar den Vorrang geben.
134 von Larisé
134 von Larisé
143 von Larisé
143 von Larisé
177 von Larisé
177 von Larisé
422 von Larisé
422 von Larisé
477 von Larisé
477 von Larisé
Mein Fazit zum Thema Parfüm-Dupes
Beim Duft-Test hat sich insgesamt gezeigt, dass die Dupes von Larisé wirklich extrem nah an die Originale herankommen. Dennoch gibt es beim genaueren Vergleich den einen oder anderen Unterschied. So riechen die Originale meist intensiver und ein wenig natürlicher als die Dupes – das ist kein Wunder, denn es werden hochwertigere Inhaltsstoffe verwendet, wie Duft-Experte Reuse im Interview bestätigt hat.
Zudem werden die Unterschiede auch bei der Haltbarkeit deutlich, denn die Dupes verfliegen meist viel schneller. Sehr gut gelungen fand ich insgesamt die Dupes 477, 143 und 134. Gut gefallen hat mir ebenso die 177, auch wenn der Duft sich meiner Meinung nach etwas mehr vom Original unterscheidet. Kein Larisé-Duft hat einen schlechten Eindruck gemacht, jedoch kamen nicht alle sehr gut an die Originale heran. Besonders die 422 wird Paco Rabanne nicht wirklich gerecht.
Werde ich mir nun in Zukunft das Geld für die Originale sparen?
Meine eindeutige Antwort darauf lautet: Nein.
Das hat folgende Gründe:
- Zunächst einmal sind die Flaschen von Larisé alles andere als hübsch anzuschauen. Die runden, durchsichtigen Glasflaschen mit der Aufschrift „Larisé“ sehen alle gleich aus. Man muss den Flakon also jedes Mal anheben und die Nummer ablesen, damit man weiß, um welchen Duft es sich handelt. Das ist nicht nur nervig, sondern verdirbt einem auch ein wenig die Freude am „Parfüm-Erlebnis“.
- Weiterhin stelle ich meine Parfüme in der Regel sehr sichtbar auf und freue mich jedes Mal, wenn ich zu den hübschen Flakons greife, meine Lieblingsmarke sehe und mich dann damit eindiesele. Bei den Larisé-Düften habe ich dagegen eher das Bedürfnis, sie in die hinterste Ecke meines Badezimmerschrankes zu stellen, damit sie bloß keiner sieht. Das ist ein wenig traurig. Wer also – so wie ich – auch viel Wert auf einen hübschen Flakon legt und sich eben auch über die „Marke“ freut, wird mit den Dupes auf Dauer nicht glücklich.
Geht es hingegen wirklich nur darum, Geld zu sparen, ist das Dupe natürlich eine gute Alternative. Doch auch hier muss bedacht werden, dass die Dupes zwar nah an die Originale herankommen, aber meist nicht identisch riechen. Zudem verfliegen sie – wie bereits erwähnt – meist viel schneller, sodass man öfter mal nachsprühen muss. Ich persönlich werde Dupes für meine absoluten Lieblings-Parfüms nicht in Betracht ziehen. Auf Dupes werde ich aber zukünftig für solche Düfte zurückgreifen, die ich zwar in Ordnung finde, aber auch nicht so gut, dass ich viel Geld dafür ausgeben möchte.
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