Schauspieler Ralf Moeller ist auch in Hollywood kein Unbekannter. Er stand unter anderem mit Russel Crowe und Dwayne „The Rock“ Johnson vor der Kamera. Mit der AZ hat er jetzt über Privates geplaudert und auch seinen Ärger über die Corona-Impfstrategie in Deutschland erklärt.
AZ: Lieber Herr Moeller, was Ihnen viele Menschen hoch angerechnet haben: Sie haben Hollywood vorerst den Rücken gekehrt, um während der Pandemie bei Ihren Eltern in Ihrer Heimat Recklinghausen sein zu können. Wurden Ihre Eltern mittlerweile geimpft?
RALF MOELLER: Nein, immer noch nicht. Es ist ein Armutszeugnis. Es macht mich richtig wütend, dass unsere Alten, bitte in Anführungsstrichen, nicht längst alle durchgeimpft sind. Was für ein Total-Versagen der Politik. Meine Eltern haben zwar einen ersten Termin, der bald ist – aber es warten noch so viele Ü80-Jährige und alleine hätten sie den Behörden-Wahnsinn nicht hingekriegt.
von Bernd Thissen/dpa
Moeller über Corona-Politik: „Verantwortung übernimmt niemand mehr“
Wirklich gut, dass Sie da sind.
Ja, aber dieses Glück, Kind oder Enkel bei sich zu haben, haben nicht alle. Oder jemanden, der sich im Internet auskennt. Oder der ihnen jetzt hilft, wenn beide mit dem Rollator zum Impfzentrum, das weit weg ist, hinkommen müssen. Wer denkt sich das alles aus? Offenbar haben alle in der Regierung super-funktionierende internet-affine Großfamilien und niemand von ihnen kann sich vorstellen, dass es in der Realität komplett anders sein könnte.
Werfen Sie das den Politikern vor: nicht nah am Menschen zu sein?
Auch. Und dass ein konsequentes Fehlverhalten keine Konsequenzen hat. Auf Jens Spahn wurde oft geschimpft, ich verstehe nicht, warum er nicht sagt: Ich hab’s nicht besser hingekriegt, sorry, ich zieh mich zurück. Verantwortung übernimmt niemand mehr – ein schlechtes Vorbild. Während der ersten Welle waren alle überrumpelt, was ist nun die Entschuldigung? Impfen und Testen – die wichtigsten Mittel gegen Corona klappen in Deutschland überhaupt nicht. Wenn es an der Logistik scheitert, braucht man die besten Berater. Dazu die Masken-Affäre. Was viele immer befürchteten, ist eingetreten: CDU/CSU haben sich bereichert. Das alles ist extrem schlecht und wird Auswirkungen auf die Kanzlerwahl im Herbst haben.
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„Viele haben gesagt: Geh‘ in die Politik. Aber dafür bin ich zu ehrlich“
Sie scheinen die Nachrichten sehr zu verfolgen.
Ich habe eine klare Meinung. Vielen ist diese zu klar, zu nah an Volkes Stimme dran, weshalb ich selten in politische Talkshows eingeladen werde.
Gerade waren Sie kurz bei „Maybrit Illner“ zugeschaltet.
Ich finde, es braucht im Fernsehen mehr den Mensch von der Straße, der von seinen Ängsten erzählt, als den 100. Virologen oder Politiker. Viele haben gesagt: Ralf, geh‘ in die Politik. Aber dafür bin ich zu ehrlich.
Ralf Moeller über Christian Lindner: „Der hat Eier in der Hose“
Dann freue ich mich auf eine ehrliche Antwort: Wer wird Kanzler? Armin Laschet?
Tja, gute Frage. Aus NRW-Loyalität würde ich ihn die nächsten vier Jahre schon unterstützen, wobei ich mich aktuell eher bei der FDP und Christian Lindner aufgehoben fühle. Der hat wenigstens, wenn ich das mal so deutlich sagen darf, Eier in der Hose. Gibt Kontra, hat konstruktive Ideen und nimmt Corona trotzdem ernst.
Wie ist Ihre Meinung zu Markus Söder?
Söder ist der Fels in der Brandung. Ich hab ihn mal auf der Wiesn kennengelernt, ein guter Typ, der auch zuhören kann. Er ist der König von Bayern, ob man das aufgeben sollte – da bin ich mir auch nicht sicher.
Zurück nach Recklinghausen. Wie fühlt es sich an, im alten Kinderzimmer zu schlafen?
Ich habe meine Heimat nie ganz verloren. Es ist schön, zu Hause zu sein. Ich ernähre mich ja zu 95 Prozent vegan und habe versucht, dass sich meine Eltern etwas ausgewogener ernähren. Ich kaufte ihnen sogar veganen Kuchen, der ihnen geschmeckt hat. Natürlich vermisse ich Freunde wie Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone, das Leben im sonnigen Kalifornien, aber hey, hier ist es anders, aber auch schön.
Moeller: „Glamour oder Geld waren nie meine Motivation“
„Erstma‘ machen! Denn auch Hinfallen ist ein Schritt nach vorn“ heißt Ihr Buch (Gräfe und Unzer), das direkt in die Bestsellerliste eingestiegen ist. Was war der wichtigste Sturz?
Sportlich gesehen die WM im Bodybuilding. Erst im vierten Anlauf habe ich es geschafft, 1986. Hätte ich jedoch bei den drei Versuchen davor aufgehört, wäre ich nicht hier.
von Verlag
Dann wären Sie Polizist oder Bademeister?
Ja, wahrscheinlich – und auch glücklich. Glamour oder Geld waren nie meine Motivation.
Moeller: „Ich liebe selbstständige Frauen“
Ihr Flug nach Amerika und das unangekündigte Auftauchen bei Top-Produzent Menahem Golan änderte Ihr Leben: von Mr. Universum hin zu „Gladiator“. Braucht man mehr Glück und Mut als Verstand?
Keinem Menschen fliegt etwas zu, nix gibt’s umsonst, deshalb muss man sein Leben selbst in Angriff nehmen. Wenn man scheitert: noch mal probieren, kämpfen, dranbleiben.
Warum sind Sie als Kämpfer eigentlich Single?
Ich habe meine Dates. Aber ich bin 62, da überlegt man ein paar Minuten länger, ob das was Ernstes ist und hört nicht nur auf sein Gefühl. Ich liebe selbstständige Frauen, bin da gerne leidenschaftlich dabei. Bis ich der Superfrau über den Weg laufe, habe ich meine Zigarren als ständige Begleiter. Im Ernst: Ich bin gerne einer, der anpackt – aber in der Liebe bin ich entspannt.
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