Der Hundertjährige, der auf der Bühne herumspringt und bleibt

100 Jahre alt und immer noch als Schauspieler aktiv? Dass das geht, beweist Herbert Köfer. Die einstige DDR-Legende feiert heute runden Geburtstag und hat immer noch handfeste Zukunftspläne für seine Karriere.

Sein Alter ist für ihn nur eine Zahl. An diesem Mittwoch wird Herbert Köfer 100 Jahre alt. Doch den ältesten noch aktiven Film- und Theaterschauspieler in Deutschland hält es weiterhin nicht im bequemen Sessel. „Ich radle regelmäßig auf dem Hometrainer, mache mein Hanteltraining, verbringe Zeit an der frischen Luft“, schrieb der Mime kurz vor seinem Geburtstag per Mail an die Deutsche Presse-Agentur. Seit mehr als 80 Jahren ist er Schauspieler. Beruflich ausgebremst hat ihn nun nicht das stattliche Alter, sondern die Corona-Pandemie.

Sonst ist Köfer immer noch viel unterwegs. Er steht auf Theaterbühnen, vor der Fernseh- oder Filmkamera. Immer nach dem Motto der beliebten DDR-Fernsehkomödie „Rentner haben niemals Zeit“, in der er mit Helga Göring das Rentnerehepaar Paul und Anna Schmidt spielte.

Zu DDR-Zeiten einer der größten Fernsehlieblinge

Der gebürtige Berliner, der zunächst eine kaufmännische Lehre bei einer Lokomotivfabrik in Berlin-Spandau absolviert hatte, ist seit 1940 im Schauspielgeschäft. Und quasi eine lebende Legende. Er moderierte die erste Sendung des DDR-Fernsehens am 21. Dezember 1952 und auch die letzte nach der Wende. Fünfmal wurde er zu DDR-Zeiten Fernsehliebling der TV-Zeitung „FF dabei“. Köfer spielte in Schwänken und Komödien ebenso wie in Dramen, Kabarett und TV-Serien, er moderierte Unterhaltungssendungen und wirkte in Hörspielen wie „Neumann, zweimal klingeln“ und Features mit.

Herbert Köfer und seine Ehefrau Heike: Hier sind sie im Februar 2020 bei der MDR-Talkshow „Riverboat“ zu Gast. (Quelle: imago images / STAR-MEDIA)

Als seine größten Erfolge sieht er seine Rollen in den Defa-Filmen „Nackt unter Wölfen“ und „Wolf unter Wölfen“ – das war 1963 und 1964. In „Nackt unter Wölfen“ nach dem Roman von Bruno Apitz, der 1945 im Konzentrationslager Buchenwald spielt, stellt Köfer einen SS-Offizier an der Seite von Armin Mueller-Stahl dar. Der Vierteiler „Wolf unter Wölfen“ nach dem gleichnamigen Roman von Hans Fallada war die erste Defa-Produktion, die auch in Westdeutschland gezeigt wurde; mit Köfer als Gutsverwalter.

Zuletzt erhielt er 2020 eine Auszeichnung für sein Lebenswerk

Im DDR-Fernsehen feierte der vielseitige Schauspieler unter anderem Erfolge mit den beliebten Serien „Rentner haben niemals Zeit“ und „Geschichten übern Gartenzaun“. Auch nach dem Mauerfall stand er für Fernsehserien vor der Kamera – etwa für „Der Landarzt“ und „Von Fall zu Fall“. Mit „Köfers Komödiantenbühne“ ging er jahrelang auf Tour. Zweimal wurde er für sein Lebenswerk mit der „Goldenen Henne“ ausgezeichnet: 2002 und zuletzt im Herbst 2020.

Frank Schöbel und Herbert Köfer 1991 in Chemnitz (Quelle: imago images)

Im vergangenen Jahr habe er noch im schnellen Rhythmus mitgemacht, jetzt sei alles ruhiger, berichtet Köfer. Zu seinem 99. Geburtstag habe er sich sein schönstes Geschenk selbst gemacht: Im Eulenspiegel Verlag erschien sein Buch „99 und kein bisschen leise“, mit vielen Anekdoten über sein bewegtes Schauspielerleben. Eine Lesetournee war geplant, auch Auftritte auf der Buchmesse in Leipzig. Wegen Corona wurde dann später alles gestrichen. „Aber was soll ich klagen“, sagt der beliebte Mime. So sei es doch fast allen Künstlern gegangen, fügt er hinzu – Aufträge und Einnahmen seien weggebrochen. „Mir fehlt das Theater auch als Zuschauer“, so Köfer.

Herbert Köfer: Auf 176 Seiten beschreibt der Schauspieler in diesem 2020 erschienen Buch sein Leben. (Quelle: Eulenspiegel Verlag)

Sein Enthusiasmus, seine Lebensfreude und seine Tatkraft werden auch von Jüngeren bewundert. Mit 92 baute Köfer sich noch mit seiner Frau Heike ein Haus in Brandenburg und posierte fürs Foto mit der Schubkarre. Älter werden ist für ihn eigentlich kein Thema. Er sieht auch deutlich jünger aus – und freut sich sichtlich, wenn er 20 Jahre jünger geschätzt wird. „So nach und nach stellen sich die verschiedensten Zipperlein ein, die einem mal mehr, mal weniger zu schaffen machen“, muss er sich dennoch eingestehen. „Vielleicht habe ich die schon länger.“ Da er aber immer auf den Bühnen unterwegs gewesen war, habe er wohl davon nichts gemerkt, sagt Köfer. Da er im Moment keine Texte lernen müsse, lese er wieder mehr, vor allem Romane. „Da kommt auch die geistige Betätigung nicht zu kurz.“

Köfer hat die Corona-Impfung erfolgreich absolviert

Immer dabei ist seine rund 40 Jahre jüngere dritte Ehefrau Heike, die ihm bei allem eine große Stütze ist. „Heike ist mein zweites Herz, mein zweites Gedächtnis, überhaupt mein Alles“, schwärmt Köfer. Großen Ärger darüber, dass er nun seinen 100. Geburtstag nicht wie geplant mit Freunden und der Familie feiern kann, zeigt Köfer nicht. Sein größter Wunsch ist derzeit: „Dass in unserer aller Leben bald wieder Normalität einzieht“. Ein besonderes Geschenk hat er schon bekommen: Er sei unterdessen gegen Corona geimpft, berichtet seine Frau Heike.

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Einen weiteren Wunsch hat der emsige Schauspieler doch noch: In dem Film mitzuwirken, der bereits in Planung ist. Mehr Details zu diesem Projekt verrät er nicht. Und er hofft, „dass ich noch eine ganze Weile bei guter Gesundheit und mit viel Freude am Leben hier auf der Erde ein bisschen mitmischen darf“. Schon in seiner Biografie sagte er: „Es gibt verdammt viele Gründe, nicht zu sterben.“

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