Frisur vor Kinderbetreuung? Ich könnte heulen! – Kommentar einer Mutter zu den Corona-Beschlüssen

von RTL-Reporterin Anne Wöhrle

„Wenn es Lockerungen gibt, Perspektiven und Pläne, wie eine Öffnung gelingen kann, dann sollen davon zuerst Kinder und Jugendliche profitieren, Kitas und Schulen“ – das habe ich so noch als Tenor vieler Experten und Politiker aus den vergangenen Tagen im Ohr. In Hamburg ist das – und ich sage das jetzt bewusst plakativ – anders: In Hamburg öffnen zuerst die Friseurläden! Ich freue mich für die Friseure. Wie viele werden aufgeatmet haben, dass es konkrete Pläne gibt. Ich habe geheult. Denn in Hamburg werden Kitas und Schulen wohl erst ab dem 15. März wieder schrittweise öffnen. Und bis dahin sind es noch vier Wochen!

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Schulferien im Lockdown sind wie Feiertage am Sonntag

Ich bin berufstätig und habe zwei Kinder – 2 ½ und 7 Jahre alt – die in die Krippe und in die 1. Klasse gehen. Und für mich ist der verlängerte Lockdown vor allem ein riesengroßes Betreuungsproblem. Denn Anfang März liegen in Hamburg zwei Wochen Schulferien. Es sind die zwei Wochen, die für Hamburger Eltern und Kinder schon im vergangenen Jahr auf den Lockdown oben draufkamen, denn die Ferien endeten, als Deutschland das erste Mal runterfuhr. Und auch jetzt sind sie für mich eine Herausforderung, denn Schulferien allgemein müssen organisiert werden. Ich habe eine Woche Urlaub. Und nicht vier. Die bräuchte ich aber gerade, um die Zeit bis Mitte März zu überbrücken. Denn es wird ja mutmaßlich keine Schule das normale Ferienbetreuungsprogramm anbieten. Die Bitte wird ja weiter sein: Kleine und Große möglichst zu Hause lernen, betreuen, arbeiten, Ferien machen…

Die Lockerungen der Länder sind genau mein Humor

Im Sinne des Infektionsschutzes verstehe ich das auch. Vielleicht hilft uns das als Bundesland mehr als den anderen Ländern, die schon ab dem 22. Februar mit dem Wechselunterricht starten. Mir als Berufstätiger mit Kindern, die betreut werden müssen, hilft es nicht. Ich hatte schon eine Woche Weihnachtsferien mehr. Seit Mitte Dezember betreuen mein Mann und ich unsere Kinder zu Hause. Ich mache jetzt nicht das Fass auf, was das bedeutet. Die Berichte dazu gibt es schon.

Mein Mann und ich wissen um das Privileg, überhaupt im Homeoffice arbeiten zu können. An einigen Tagen gehen unsere Kinder auch in die Notbetreuung der Schule und Kita. Wir haben private Lösungen gefunden, die hoffentlich so erlaubt sind und ich nehme Krankentage fürs Kind, obwohl gar kein Kind krank ist. Ich aber demnächst schon. Ich sorge mich, bin dünnhäutig und empfindlich. Ich schlafe schlecht, vor allem in den Nächten vor einer erneuten Runde der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten. Ich kann mich schlecht konzentrieren, fühle mich als hätte ich Flusen im Kopf, meine Ressourcen sind einfach aufgebraucht… Und ich fange an zu heulen, wenn ich höre, dass es für Friseure ein konkretes Öffnungsdatum gibt, während Kitas und Schulen in Hamburg weiter zu sind und wohl Mitte März mit der vorsichtigen Öffnung begonnen wird. Ich lese gerade: Zoos in Schleswig-Holstein sollen zum 1. März wieder aufmachen! Die ZooSCHULEN bleiben aber wohl zu, oder? Sorry, genau mein Humor gerade!

Ich hätte mir Perspektiven gewünscht

Natürlich kriegen wir auch die kommenden Wochen irgendwie hin. Wie alle anderen geben wir uns Mühe und hoffen, dass bei den nächsten Beschlüssen vielleicht auch für uns was dabei ist. Ich hätte mir aber schon dieses Mal eine Perspektive gewünscht, kreative und konkrete Ideen. Denn – anders als viele Friseure – wissen wir noch immer nicht, wie es weiter geht und müssen weiter durchhalten.


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