Am Dienstagabend (2. Februar) stellte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem ARD-Interview den Fragen der Journalisten, zwei Tage später, am Donnerstagabend (4. Feburar), war sie dann im Gespräch mit RTL und ntv zu sehen.
Hoffnung auf ein baldiges Ende des Lockdowns machte die Kanzlerin in beiden Gesprächen nicht: Sie bitte die Menschen, „noch eine Weile durchzuhalten“, sagte sie am Dienstag in der ARD-Sendung „Farbe bekennen“.
Das Prime-Time-Interview im Privatfernsehen unter dem Titel „Corona-Krise – Deutschland braucht Antworten“ führten RTL-Politikchef Nikolaus Blume und, wohl für den Unterhaltungs- und Quotenfaktor, „Exclusiv“-Moderatorin Frauke Ludowig (57), die sich üblicherweise eher mit opulenten Red-Carpet-Auftritten, Skandälchen aus der Welt der Stars und generell der Glamourwelt befasst. Angekündigt wurde ein Gespräch, das vorrangig Fragen zur Impfstrategie der Regierung und den Auswirkungen des Lockdowns beantworten sollte.
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Doch die Rechnung des Moderatoren-Duos ging voll auf: Durch einen Einwurf der erfahrenen Promi-Moderatorin gelang es dem Sender, neben einer Top-Quote auch nachträglich noch die gewünschte Aufmerksamkeit in den Sozialen Medien zu erregen.
von Sandra Steins (Bundespresseamt)
Nach einigen politischen Erläuterungen – etwa dazu, Vorlage Blome, wie die Kanzlerin denn die negative Stimmung in Deutschland wahrnehme und ob der Lockdown bald gelockert würde – kam nach über zwei Minuten des insgesamt 15-minütigen Interviews auch die Frau fürs Emotionale Ludowig voll zum Zug: „Kennen Sie eigentlich jemanden persönlich, der im Lockdown seine Existenz verloren hat, der arbeitslos geworden ist?“ Merkel bejahte. „Nehmen Sie die Schicksale auch mit nach Hause?“ Merkel bejahte.
Angela Merkel hat kein Problem mit grauen Haaren
Und schließlich fiel jene Frage, die einen Reaktionssturm auf Twitter auslöste: „Frau Bundeskanzlerin, wer kümmert sich um Ihre Frisur?“
Darauf Merkel, gewohnt trocken: „Ich habe da ja bekanntermaßen auch Unterstützung durch eine Assistentin.“ Die Hygienebestimmungen würden selbstverständlich eingehalten, versicherte sie. Und damit, dass man „langsam grau“ werde, müsse man eben leben. Allerdings: „Ich freue mich auch, wenn Friseure mal wieder aufmachen können.“
Die Reaktionen der Nutzer fielen überwiegend negativ aus – und zwar gegen Moderatorin Ludowig: „Top-Journalismus in Krisenzeiten“, echauffierte sich ein Zuschauer. Und ein anderer meint: „Frauke Ludowig fragt bestimmt nach Styling-Tipps – und wo Merkel ihren Schmuck her hat.“
Andere wiederum kritisierten eher Politikmann Blome: „Ich fand das Niveau seiner Fragen recht niedrig. Frauke Ludowig kam journalistisch weit kompetenter rüber als er.“
Der Quote und der medialen Aufmerksamkeit tat die vom Protokoll üblicher Politikerinterviews abweichende Fragetaktik keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: Das bei RTL ausgestrahlte 15-minütige Merkel-Interview lockte h 3,37 Millionen Zuschauer an – und damit sogar mehr als Heidis Mädchen: Die zeitgleich ausgestrahlte Auftaktfolge der neuen Staffel von Germany’s Next Topmodel sahen nur 1,55 Millionen Zuschauer der relevanten Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren.
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