- Im Exklusiv-Interview blickt Michael Begasse auf die royalen Highlights 2021.
- Zudem analysiert er die Zukunft des britischen Königshauses.
- Der RTL-Adelsexperte erläutert, warum der „Megxit“ auch in diesem Jahr weitergehen und die Queen nicht abdanken wird.
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Seit rund 30 Jahren gilt Michael Begasse als das Gesicht von RTL, wenn es um Royals-Berichterstattung geht. Der Adelsexperte hat nahezu alle königlichen Hochzeiten und Großereignisse hautnah miterlebt. Im Interview blickt der 54-Jährige auf die royalen Highlights 2021 – vom 95. Geburtstag der Queen über die mögliche Megxit-Fortsetzung bis hin zum Diana-Mythos.
Herr Begasse, wie wird man eigentlich ein Adelsexperte?
Michael Begasse (lacht): Adelsexperte wird man, indem man als junger Reporter feststellt, dass ein Thema, das einen selbst interessiert, bei seinem eigenen Sender kaum bis gar nicht stattfindet. Diese Erkenntnis kam mir in den 90ern bei RTL. Ich habe mich damals gefragt, warum die Royals in der „Yellow Press“ so ein großes Thema sind, bei uns im Fernsehen jedoch nicht. Seitdem war ich bei nahezu allen royalen Hochzeiten und Großereignissen live vor Ort. Diese Erfahrungen und die Zeit geben einem ein beachtliches Insider-Wissen. Inzwischen mache ich das seit rund 30 Jahren und habe so einiges erlebt.
Welches waren Ihre drei größten royalen Highlights?
Den 100. Geburtstag von Queen Mum 2000 werde ich nie vergessen. Direkt vor meinen Augen stiegen die Queen, Prinzessin Margaret und Queen Mum aus einem Rolls-Royce. Als die Menschenmassen begannen, „God Save the Queen“ anzustimmen, ertappte ich mich dabei, wie ich plötzlich laut mitsang. In schöner Erinnerung habe ich zudem die schwedische Hochzeit von Victoria und Daniel 2010 behalten. Ich verbrachte diesen besonderen Tag in Daniels Heimat-Gemeinde Ockelbo und feierte mit seinen Fußballkumpels und Schulfreunden. Es war sehr emotional, den Stolz in den Augen der Landbevölkerung zu sehen. Zu meinen royalen Highlights zählt ebenso die Hochzeit von Harry und Meghan in Windsor 2018, weil so viel Leichtigkeit und Liebe in der Luft lag. Als der Reverend „Love, Love, Love“ predigte und ein Gospelchor sang, spürte ich, dass diese Hochzeit eine ganz besondere war.
Vor gut einem Jahr verkündeten Prinz Harry und Herzogin Meghan ihren „Megxit“. Zuletzt ist es um das Paar ruhiger geworden. Ist diese Entwicklung auf ihren royalen Rückzug zurückzuführen oder hat sich das Interesse der Öffentlichkeit aufgrund Corona verlagert?
Das Interesse der Öffentlichkeit hat nicht nachgelassen. Es gibt schlicht und einfach weniger über die beiden zu berichten. Harry und Meghan mussten sich, wie wir alle, aufgrund der Corona-Pandemie zurückziehen – und ihre beruflichen Pläne vorerst auf Eis legen. Ursprünglich wollten sie mit einer eigenen Stiftung und weiteren Hilfsprojekten durchstarten. Zudem kamen immer wieder Gerüchte hinsichtlich eines Disney- und Netflix-Deals auf. Bisher wurde allerdings nichts bestätigt. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass ihnen Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Daher sehen und hören wir so wenig von den Sussex‘.
Wollten sie nicht genau das mit ihrem royalen Rückzug bezwecken?
Ganz genau. Harry und Meghan wollten weniger im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen. Diesbezüglich dürfte ihnen das Jahr gut getan haben – bis zu dem Moment von Meghans Fehlgeburt. Das war natürlich ein Tiefschlag …
Ein Tiefschlag, der wiederum vor der Öffentlichkeit nicht verheimlicht wurde. Spricht das nicht gegen den privaten Weg, den das Paar eigentlich eingeschlagen hat?
Das könnte man meinen, aber ich bewerte das völlig anders. Meghan ist diesen Schritt nicht gegangen, um sich selbst in den Medien ins Gespräch zu bringen. Vielmehr wollte sie damit erreichen, dass dieses private Thema „Fehlgeburt“ enttabuisiert wird. Sie hat das richtige Alter und den richtigen Einfluss, um hier glaubwürdig als Botschafterin aufzutreten. Das war keine PR-Nummer. Das zeigt, wie stark sie ist. Hut ab!
Gehen Sie davon aus, dass die Familienplanung im Hause Sussex trotz der Fehlgeburt noch nicht beendet ist? Meghan wird im August 40 Jahre alt.
Harry hat einmal gesagt, dass er gerne eine halbe Fußballmannschaft hätte (lacht). Ich wage zu bezweifeln, dass es dazu noch kommen wird – auch weil Meghan bald 40 wird. Heutzutage ist das jedoch kein Alter mehr, um mit der Familienplanung aufzuhören. Daher bin ich fest davon überzeugt, dass Archie nicht ihr einziges Kind bleiben wird.
Harrys Familie kann das Leben von Harry, Meghan und Archie nur aus der Ferne beobachten, da die drei bekanntlich in die USA ausgewandert sind. Wie schwer fällt zum Beispiel Prinz Charles diese Distanz. Er soll in seiner Großvater-Rolle zuvor sehr aufgegangen sein …
Prinz Charles ist ein Opa, wie man ihn sich nur wünschen kann. Er strahlt deutlich mehr Wärme aus als etwa die Queen und Prinz Philip, wobei auch das Alter der beiden hierbei eine Rolle spielen mag. Charles leidet sehr darunter, dass er seinen Enkel nicht sehen kann. Immerhin darf er seine Großvater-Freuden aber an den drei Kindern von William und Kate ausleben, die auch zuckersüß sind – soweit das die Corona-Situation zulässt. Und natürlich kann er aus der Ferne, zum Beispiel via Skype, verfolgen, wie sich Archie entwickelt, wenngleich ihm eine persönliche Umarmung natürlich lieber wäre.
Wird der „Megxit“ Ihrer Ansicht nach 2021 weiter fortgesetzt?
Der „Megxit“ wurde vor einem Jahr im Januar verkündet, in Kraft trat er allerdings erst am 1. April 2020. Damals hatte sich die Königin mit Harry und Meghan darauf verständigt, die Entwicklung ein Jahr später, also im April 2021, zu bewerten. Die Familie wird sich also zeitnah zusammensetzen, um zu entscheiden, ob dieser Rückzug verlängert werden kann oder ob etwas an der Vereinbarung geändert werden muss. Ich gehe fest davon aus, dass er genauso weitergehen wird wie bisher. Also: Harry und Meghan werden weiterhin keine offiziellen Verpflichtungen übernehmen müssen und daher auch kein Geld von der Krone bekommen.
Kann Harry wirklich langfristig ohne seine Familie leben?
Was ihm definitiv fehlt, ist sein gewohntes Leben. Harry hat nicht nur die Zöpfe zu seiner Familie, sondern auch zu seinen Freunden abgeschnitten. Das alles hat er eingetauscht gegen ein Leben in einem fremden Land, in dem er – abgesehen von seiner Frau und seinem Sohn – keine Familie, keine Freunde und keine ehemaligen Army-Kameraden an seiner Seite hat. Er ist in Amerika schon ziemlich abgenabelt, auch wenn er es selbst so wollte. Prinz Harry ist inzwischen 36 Jahre alt, er blickt also auf eine eigene Geschichte zurück. Und diejenigen, die ein Teil dieser Geschichte sind, leben in London. Zudem leidet er ein bisschen darunter, dass er die Nähe zu seinen Kameraden in der britischen Armee verloren zu haben scheint. Er war immer mit Leib und Seele Soldat. Dafür spricht, dass er den Remembrance Day sogar in den USA begangen hat.
Halten Sie einen Exit vom „Megxit“ also für realistisch?
Aktuell sehe ich das nicht, weil die Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist und die beiden nach wie vor bemüht sind, so privat wie möglich zu leben. Wie es in fünf oder zehn Jahren aussieht, wage ich nicht zu sagen. Allerdings ich bin mir sicher, dass Harry erst jetzt nach einem Jahr so richtig spürt, was dieser „Megxit“ in letzter Konsequenz überhaupt bedeutet.
William und Kate hingegen haben einen Weg gefunden, Privatleben und royale Pflichten zu verbinden. Im April feiern sie ihren zehnten Hochzeitstag. Hat sich dieses Paar mit der Krone nur arrangiert und gehen sie in dieser Rolle voll und ganz auf?
Ich war ja damals vor zehn Jahren bei der Hochzeit live vor Ort. Niemals hätte ich gedacht, dass William und Kate eine solche Stärke als künftiger König und künftige Königin von Großbritannien entwickeln würden. Der „Megxit“ hat ihnen nicht gefallen, damit mussten sie sich arrangieren. Mehr noch: Sie sind in eine neue Rolle hineingewachsen und haben erkannt, dass sie sich mit der Idee, eines Tages König und Königin zu werden, anfreunden müssen. Das ist ihnen gelungen – und zwar mit Bodenhaftung, Leichtigkeit und Freude. Die Work-Life-Balance stimmt bei der Cambridge-Familie.
Die Queen wird am 21. April 95 Jahre alt. Zuletzt gab es Gerüchte, dass sie 2021 abdanken könnte. Halten Sie dieses Szenario für realistisch?
Ganz klar: Nein! Queen Elizabeth II. sieht ihre Königswürde als von Gott gegeben an. Sie sagt – auch in ihrer Funktion als Oberhaupt der anglikanischen Kirche: Wenn der liebe Gott der Meinung ist, dass ich auf dieser Erde genug getan habe, dann ruft er mich. Sollte die Queen spüren, dass sie körperlich oder mental nicht mehr in der Lage wäre, ihr Amt auszuüben, würde sie sich zurückziehen und die Amtsgeschäfte an Charles abgeben. Wohlgemerkt nur die Amtsgeschäfte, nicht aber die Krone. Zudem würde ich jedem raten, den Begriff „Abdankung“ in Gegenwart der Queen tunlichst zu vermeiden. Aufgrund der Historie ihrer eigenen Familie (Weil König Edward abdankte, musste ihr Vater George völlig unvorbereitet den Thron besteigen) ist ein Abdanken für sie ein schädlicher Zug eines Monarchen. So ist sie aufgewachsen.
Darüber hinaus sollen die Planungen für ihr Platin-Jubiläum im Sommer 2022 bereits auf Hochtouren laufen …
Ja, das ist auch so. Die Königin würde ihren Premierminister niemals etwas planen lassen, wenn sie etwas anderes im Sinn hätte. Eine große Variable in ihrem Leben ist allerdings Prinz Philip, der im Juni 100 Jahre alt wird. Solange dieser Mann an ihrer Seite ist, denkt sie gar nicht an eine „Abdankung“.
Die Monarchin hat viele Angehörige längst überlebt, auf tragischste Art und Weise auch Prinzessin Diana, die im Sommer ihren 60. Geburtstag gefeiert hätte. Was ist für den 1. Juli 2021 geplant?
Im Garten des Kensington Palastes soll eine Diana-Statue enthüllt werden – angeblich von ihren Söhnen William und Harry. Inwiefern daran mit Blick auf Corona festgehalten werden kann, ist zu diesem Zeitpunkt nicht abzusehen. Ich bin überzeugt, dass wir einen Diana-Sommer erleben werden. Dank der Serie „The Crown“ hat sogar die junge Generation die Geschichte von Prinzessin Diana vor Augen. Ich selbst werde bei RTL in der Primetime einen vierstündigen Themenabend rund um die „Königin der Herzen“ machen, um Diana zu feiern.
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