"Tränchen werden fließen"

Die Kölner Kultband Höhner feiert 2022 ihr 50. Jubiläum. Um das zu würdigen, hat sich die Gruppe etwas Besonderes einfallen lassen. So erscheinen am heutigen Freitag (9. September) die zwei Höhner-Boxen "50 Jahre – 50 Hits" (drei CDs) und "50 Jahre" (sechs CDs). In den kommenden Jahren muss die Band ohne Frontmann Henning Krautmacher (65) auskommen. Der gibt Ende Dezember sein letztes Konzert und übergibt den Staffelstab an Patrick Lück (47), der schon seit 2021 mit den Höhnern auf der Bühne steht.

Einfach fällt ihm der Abschied nach über 35 Jahren nicht. "Ich befürchte schon, dass beim letzten Konzert das ein oder andere Tränchen fließen wird", erklärt Krautmacher im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Der Band wird er aber nicht ganz verloren gehen, wie der Kultsänger verrät.

Herr Krautmacher, haben Sie Ihre kürzliche Corona-Infektion gut überstanden?

Henning Krautmacher: Die Infektion im August war ja schon meine zweite. Ich war sehr froh darüber, dass ich so gut wie keine Symptome erleben musste. Lediglich etwas Kratzen im Hals und ein bisschen Unwohlsein an ein oder zwei Tagen. Die zuvor erfolgten Impfungen waren offensichtlich gut und richtig.

Wie schwer wird es Ihnen fallen, den Höhnern ganz den Rücken zu kehren?

Krautmacher: Das wird sich zeigen, wenn es so weit ist. Bis Ende Dezember teile ich mir die Bühne noch mit sechs weiteren Höhnern. Aber, um ehrlich zu sein, ich befürchte schon, dass beim letzten Konzert das ein oder andere Tränchen fließen wird.

Wie viel Herzschmerz wird bei den letzten Konzerten dabei sein?

Krautmacher: Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich denke schon, dass sich ein bisschen Herzschmerz zeigen wird – schließlich habe ich meine Aufgabe in der Band mit sehr viel Herzblut erfüllt. Aber ich bin auch guter Dinge, weil ich weiß, dass ich mit Patrick Lück den besten Nachfolger habe, den man sich wünschen kann. Und die neuen Höhner insgesamt sind musikalisch und menschlich "Formel 1".

Werden Sie der Band zumindest im Hintergrund erhalten bleiben?

Krautmacher: Daran glaube ich ganz fest. Warum sollte es in meinem Fall anders sein als bei Peter Werner, Janus Fröhlich, Hannes Schöner, um nur einige zu nennen, die allesamt immer wieder zurate gezogen werden und in Gedanken und Taten der Band zur Verfügung stehen.

Sie wollen sich nach Ihrem Ausstieg nicht zur Ruhe setzen. Auf dem Plan steht unter anderem ein Krimi. Dürfen Sie schon etwas mehr darüber verraten?

Krautmacher: Das Einzige, was ich dazu verraten kann, ist die Tatsache, dass sich bereits ein Verlag gefunden hat, der das Buch veröffentlichen will. Meine Reaktion war damals: "Wollt ihr nicht erst mal abwarten, bis ich den Krimi geschrieben habe?" Dennoch ist es ein schönes Gefühl, solch ein Vertrauen geschenkt zu bekommen. Aber über den Inhalt kann, will und werde ich jetzt noch nichts verraten. Es muss ein bisschen spannend bleiben.

Sie wollen auch wieder mehr in der Küche stehen. Haben Sie ein Rezept, das Sie besonders gerne kochen?

Krautmacher: Aus meiner Sicht sind Rezepte dazu da, individuell interpretiert zu werden. Deshalb liebe ich es, zu improvisieren. Der "andere Schnäuzer" – ich spreche von Profikoch Horst Lichter – hat mal den Begriff "Rum-fort" erfunden. Das bedeutet: Man schaut sich in der Küche um und was da so "rumsteht" und "fort muss", wird kreativ zu einem leckeren Menü verarbeitet. Das gefällt mir.

Welche weiteren Pläne haben Sie für Ihre Zeit nach den Höhnern?

Krautmacher: Zuerst fällt mir da meine Familie ein. Da gibt es insgesamt vier Generationen, für die ich jetzt etwas mehr Zeit haben werde. Meine liebe 95-jährige Mutter, meine Frau, meine Kinder und meine Enkeltochter. Auch werde ich wieder etwas häufiger an der Staffelei stehen und Bilder gestalten.

An welche Erlebnisse denken Sie besonders gerne mit den Höhnern zurück?

Krautmacher: Das imposanteste Erlebnis liegt exakt 30 Jahre zurück. Unsere Teilnahme am Konzert "Arsch Huh, Zäng ussenander!" – gegen jede Form von Gewalt, Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus – hatte am 9. November 1992 mehr als 100.000 Menschen zum Chlodwigplatz in die Kölner Südstadt gelockt. Aber auch die Weltreisen, die ich gemeinsam mit den anderen Höhnern machen durfte, werde ich nicht vergessen. Unser Konzert, als erste westeuropäische Band überhaupt, auf der Chinesischen Mauer in Peking, unsere Reise zur Fußball-WM nach Brasilien oder unsere Tour auf der "Route 66" von Arizona aus bis nach Las Vegas sind unvergesslich. Und natürlich unser kürzliches "kleines Gastspiel" vor mehr als 20.000 Heavy-Metal-Fans auf dem Wacken-Festival.

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