Paula Lambert: Über Traureden und das Geheimnis der Hochzeitsnacht

Nun ist Paula Lambert auch als Traurednerin tätig und hatte bereits die Ehre, ein Brautpaar zu trauen. Worauf es bei einer Traurede ankommt und wie mit der Hochzeitsnacht umgegangen werden sollte, verrät sie exklusiv im GALA-Interview. 

Paula Lambert im GALA-Interview

GALA: Als Sex-Expertin und Paartherapeutin hast du es dir zur Aufgabe gemacht, Menschen in Sachen Sexualität und im Umgang miteinander zu helfen – auch als Traurednerin kommst du den Paaren persönlich näher und lernst sie gut kennen. Wie bist du dazu gekommen, diesen Job auch noch zu machen?

Paula Lambert: Ich habe den Podcast "Der Podcast des Scheiterns", wo viel über Probleme in Beziehungen gesprochen wird, und im Zuge dessen habe ich mir gedacht, wie die andere Seite wohl aussieht und wie es wäre, sich mich mal mit dem Gegenteil zu beschäftigen. Also dem gemeinsamen Start einer Beziehung und nicht dem Ende. Auf diese Weise kann ich den Personen sehr direkt mitgeben, worauf sie achten sollten und wie sie es in ihren Beziehungen wirklich schaffen können. Dann kam es so weit, dass mich mein ehemaliger Nachbar, Volleyball-Nationalspieler Robert Kromm gefragt hat, ob ich seine Freunde vermählen könne, da sie Fans seien. Da meine liebste Freundin Traurednerin ist, hat sie mich bei der Vorbereitung etwas unterstützt. Wie es aber letztlich so meine Art ist, habe ich mich bei der Trauung total von meinem Protokoll entfernt, und als die Blumenmädchen hereinkamen und danach die Brautleute, fing ich direkt an zu weinen. Es war sehr emotional und dadurch, dass ich von meinem Protokoll abgewichen bin, auch total persönlich. 

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Es gibt Trauredner:innen, die keine Beziehung zu den Leuten aufbauen. Mir ist es wichtig, dass ich in diesem kurzen Moment eine enge Bindung zu dem Brautpaar habe, da es sich um einen sehr vertrauensvollen Moment handelt. Das Paar wird sich schließlich sehr lange an diesen Tag erinnern. 

Wie bereitest du dich auf die Paare sowie die Traureden vor?

Das eben beschriebene Paar war tatsächlich mein erstes, und zunächst habe ich mich mit den beiden für ein Vorgespräch getroffen sowie mit den besten Freunden, um mir ein allgemeineres Bild das Paares verschaffen zu können. Danach habe ich mir überlegt, welche Analogie zu ihnen als Menschen passen könnte, und wie sie ihre Beziehung führen möchten. Am Ende habe ich aber tatsächlich eine andere Rede gehalten als jene, die ich parat hatte. Die Kernbotschaft ist aber dieselbe geblieben. 

Worauf achtest du bei einer Traurede, und was macht eine gute Rede für dich aus?

Ich finde, die Traurede sollte eine Guideline für alles sein, was danach kommt. Also es kann nicht eine reine Lobhudelei sein. Die Rede soll auch ein paar Eckpunkte mitgeben, an denen sich das Paar orientieren kann. Das stört mich nämlich immer an Standesbeamten, die Sachen sagen, die sie gar nicht meinen können, weil sie die Leute gar nicht kennen. Außerdem sollte eine Traurede lustig sein, aber auch darlegen, wie man eine Partnerschaft führt. 

Was müssen Paare über freie Trauungen wissen, und für wen eignen sie sich besonders?

Eine freie Trauung ist vor allem für alle Paare geeignet, die Lust auf ein wirklich persönliches Erlebnis haben und aus diesem Vorgang einen Traum machen möchten, der sonst ein sehr bürokratischer Akt ist. Und ich muss dazu sagen, dass die Personen auch etwas Geld übrig haben sollten, denn das kostet. Alle, die ein Erlebnis und nicht nur eine Prozedur möchten, sind mit einer freien Trauung gut beraten.

Wie lernst du die Paare kennen, und wie triffst du den richtigen Ton für die Paare sowie ihre Trauungen?

Ich habe immer eine Vorstellung, wie es laufen soll, aber ich reagiere dann auch einfach in dem Moment und lasse mich ein bisschen von der Stimmung und Situation leiten. Sonst wird es nämlich schnell steif und unpersönlich. Und das ist genau das, was ich vermeiden möchte.

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Die Ehe ist ein großer Schritt und bedeutet eine andere Form von Gemeinschaft und Intimität. Was gibst du frischvermählten Paaren für ihre gemeinsame Zukunft mit auf den Weg?

Das Wichtigste ist anzuerkennen, dass der andere Mensch ein Individuum ist, welches auch Fehler und Schwächen hat. Die goldene Regel jeder erfolgreichen Beziehung ist es, mit den Schwächen umgehen zu können und zwar respektvoll. Es geht darum zu akzeptieren, wenn der andere mal nicht auf der Höhe seiner Leistungskraft ist. Wenn das der Fall ist, ist alles andere eigentlich sehr einfach. 

Gibt es Parallelen zu deinen anderen Berufen, die du automatisch mit einfließen lässt, und haben die Paare in der Hinsicht Erwartungen an dich?

Ja, also wer mich bucht, der erwartet natürlich immer, dass es einen kleinen Ausflug ins Körperliche gibt, aber eben so, dass Oma und Opa das auch noch aushalten. Das ist logisch, aber der körperliche Aspekt ist für die Leute so wichtig, weil es eben in den meisten Traureden gar nicht vorkommt. Mein Gefühl ist es, dass sich alle Sex-Tipps in den Vorgesprächen erhoffen, die ich auch gerne gebe. Das ist ja kein Problem, umsetzen müssen die Paare es am Ende aber selbst. Das Körperliche bleibt in einer Ehe nur erhalten, wenn die Kommunikation stimmt. Das ist der große Kern, der Glaubenssatz meiner Reden oder auch auf Live-Events: Redet miteinander, nehmt euch ernst, respektiert euch, und dann kann alles andere eigentlich keinen Schaden mehr anrichten. 

Gerade die Hochzeitsnacht ist immer ein großes Thema – die Nacht, über die alle reden, und die doch ganz oft anders verläuft, als wir es uns vermutlich vorstellen. Wie nimmt man sich den Druck vor dieser einen Nacht?

Ich finde, die Hochzeitsnacht sollte als eine von 1000 Nächten betrachtet werden. Wer schon mal geheiratet hat, weiß, nach einem epischen Fest ist die Lust nach einem ausgiebigen Sexualakt wirklich reduziert. Ja, man ist erschöpft, total groggy und völlig überwältigt von all den Eindrücken des Abends. Ich bin ja eine Verfechterin der Post-Hochzeitsnacht. Das heißt, es wird erst so richtig gev*****, wenn der Abend vorbei ist – also am Tag danach. Ich würde mir da keinen Stress machen, sondern wirklich in Frieden und fröhlich sowie glücklich nebeneinander einschlafen und dann sagen: "Lass es uns morgen wieder tun, wie die Nächte davor auch." Ich finde den ganzen Druck um die Hochzeitsnacht ehrlich gesagt etwas albern, denn früher hatte diese eine ganz andere Symbolik. Die ist heute hinfällig.

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Welche Befürchtungen und Sorgen sollten bzgl. der Hochzeitsnacht direkt über Bord geworfen werden?

Seien wir mal ehrlich, wenn auf einer Hochzeit viel getrunken wird, dann ist es danach kaum mehr möglich die schönste Nacht des Lebens zu erleben. Insofern würde ich mir direkt vornehmen, einfach keine Hochzeitsnacht zu haben. Dann kann sich das Paar nämlich freuen, wenn es doch noch Lust hat, aber es gibt keinen Druck, dass etwas geschehen muss. Eine Hochzeitsparty muss so sein, dass man danach eigentlich keine Lust mehr auf Sex hat. 

Vervollständige den Satz: „Liebe ist …“

… Verständnis für den anderen zu haben. 

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